Werkzeugmaschinen in der Betriebsschlosserei

von Dr. Klaus Kroder

 

Foto: Werkzeugmaschine

In der Betriebsschlosserei wird noch richtig Hand angelegt - auch beim Maschineneinsatz. Die Werkzeugmaschinen arbeiten nicht vollautomatisch wie die Maschinen in der Produktion. Für die Mannschaft in der Werkstatt heißt das: Mitdenken, Konzentration und Disziplin bei der Arbeit schützt vor Unfällen.

Werkzeugmaschinen sind einfach zu bedienen, wenn man weiß, wie es geht. Sicheres Arbeiten an diesen Maschinen verlangt jedoch etwas mehr: Auch wenn es mal hektisch ist und schnell gehen muss, die Sicherheitsvorkehrungen dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Die Ursachen der Unfälle an diesen Maschinen sind seit Jahrzehnten ähnlich: nicht genutzte Sicherheitseinrichtungen, zu große Nähe zum laufenden Werkzeug oder Werkstück, das Tragen unpassender Kleidung oder das Nichttragen der Schutzbrille. Wie bei jedem Maschineneinsatz ist die technische Sicherheit der Werkzeugmaschinen die Grundvoraussetzung für sicheres Arbeiten. Zusätzlich aber müssen die nicht technisch auszuschließenden Gefahren durch organisatorische Maßnahmen verhindert werden. Deshalb ist das A und O in der Werkstatt eine sorgfältige Unterweisung der Mitarbeiter im richtigen und sicheren Umgang mit den Maschinen. Dabei müssen die Werkstatt-Mitarbeiter explizit angewiesen werden, die verschiedenen Sicherheitsmaßnahmen zu beachten. Die nachfolgenden Checklisten können hierbei eine Hilfe sein. Sie sind aber entsprechend den eigenen betrieblichen Bedingungen zu ergänzen oder anzupassen.

Neben Unfallgefahren birgt das Arbeiten an den Werkzeugmaschinen auch Gefahren für die Gesundheit. Zwei Problembereiche sind besonders relevant:


Lärmbelastungen beim Schleifen, Sägen und bei Trennarbeiten. Bei Arbeiten mit dem Winkelschleifer werden Schallpegel von 100 bis 105 dB(A) erreicht. Hier können wenige Minuten täglich genügen, um Gehörschädigungen zu bewirken. In Lärmbereichen mit einem Beurteilungspegel von 85 dB(A) ist daher Gehörschutz zur Verfügung zu stellen. Ab 90 dB(A) und mehr ist seine Verwendung absolute Pflicht.

Hauterkrankungen.
Die Beschäftigten im Bereich der Metallbearbeitung sind durch mechanische Belastung, (Mikro-)Verletzungen der Haut durch Späne, die Einwirkung von Kühlschmierstoffen oder Allergenen besonders gefährdet. Hauterkrankungen können durch eine konsequente Anwendung von Hautschutz-, Hautreinigungs- und Hautpflegepräparaten vermieden werden.

Ortsfeste Metallsägen

Bei Sägearbeiten ist der Mitarbeiter gefährdet, wenn er in der Nähe des laufenden Werkzeugs Vorbereitungs-, Einstell- oder Säuberungsarbeiten vornimmt. Die Sägeblätter müssen deshalb bis auf den zum Sägen benötigten Teil verkleidet sein.

Foto: Metallsäge

CHECKLISTE METALLSÄGEN

Verfügt die Band-/Kreissäge über die vorgeschriebene Verkleidung des Sägeblattes?
Ist das Sägeblatt der Kaltkreissäge in Ruhestellung vollständig durch eine Haube verdeckt?
Ist die vertikale Bandsäge auch unter dem Maschinentisch mit einer Verkleidung ausgestattet?
Wurden die Mitarbeiter detailliert unterwiesen, worauf sie beim Arbeiten an der Sägemaschine achten müssen?
Wurden die Mitarbeiter angewiesen:
dass sie die Werkstücke fest einspannen müssen?
dass sie lange Werkstücke unterstützen sollen?
dass sie beschädigte Sägeblätter austauschen müssen?
dass sie bei laufendem Sägeblatt keine Schutzhandschuhe tragen dürfen?
dass sie Späne nur mit einem Besen, Pinsel, Gummiwischer oder Spänehaken und keinesfalls mit einem Lappen oder der bloßen Hand entfernen dürfen?
dass sie nicht am laufenden Sägeblatt der Bügelsäge vorbeigreifen?

 

Ständer-/Tischbohrmaschinen

Die meisten Unfälle an Ständer- und Tischbohrmaschinen sind darauf zurückzuführen, dass Mitarbeiter versuchen, das Werkstück während des Bohrens mit der Hand festzuhalten. Verhakt sich der Bohrer, kann das Werkstück mitgerissen werden. Die Folge sind z.T. schwerste Hand- und Fingerverletzungen, manchmal sogar mit Amputationen.

 

Foto: Tischbohrmaschine

CHECKLISTE STÄNDER-/TISCHBOHRMASCHINEN

Sind die elektrischen Schalteinrichtungen leicht und gefahrlos erreichbar?
Werden Reparaturen nur von Fachpersonal durchgeführt?
Stehen Schutzbrillen mit Seitenschutz zur Verfügung?
Stehen Hautschutz-, Hautreinigungs- und Hautpflegemittel zur Verfügung?
Wurden die Mitarbeiter detailliert unterwiesen, was beim Arbeiten an der Bohrmaschine zu beachten ist?
Wurden die Mitarbeiter angewiesen:

vor dem Arbeiten die Schutzhaube für den oberen Keilriemen immer zu schließen?
das Werkstück immer mit einem Spannmittel, Maschinenschraubstock oder Anschlag zu fixieren?
nur rundlaufende Bohrfutter ohne vorstehende Teile (Schrauben, Stifte) einzusetzen?
die Kühlschmierstoff-Zuleitung so einzustellen, dass nur der Arbeitsbereich besprüht wird?
dass sie bei offen laufenden Bohrern oder Bohrspindeln keine Schutzhandschuhe tragen dürfen?
dass sie beim Ausblasen von Bohrlöchern oder beim Bohren spröder Werkstoffe (wie Messing) die bereit gestellte Schutzbrille aufsetzen?
dass sie eng anliegende Kleidung tragen müssen, keine Armbanduhren, Ringe oder Handschuhe tragen dürfen und lange Haare mit einer Mütze oder einem Haarnetz schützen?
dass sie zum Werkzeug- oder Werkstückwechsel, Messen, Reinigen usw. die Maschine immer ausschalten müssen?
dass sie Späne nur mit einem Besen, Pinsel, Gummiwischer oder Spänehaken mit geradem Griff und keinesfalls mit einem Lappen oder der bloßen Hand entfernen dürfen?
dass sie die bereit gestellten Hautschutzmittel benutzen sollen?

 

Ortsfeste Schleifmaschinen

Schleifkörper sind empfindlich gegen Schlag, Stoß, Zug und Biegung. Es ist daher grundsätzlich möglich, dass die rotierende Schleifscheibe zerspringen kann. In einem solchen Fall können die wegschleudernden Bruchstücke die Durchschlagskraft von Pistolenkugeln erreichen. Vor solchen Geschossen schützt in der Regel eine nachstellbare, seitlich verschlossene Schutzhaube.

Foto: Schleifmaschine

CHECKLISTE SCHLEIFMASCHINEN

Ist der Schleifbock mit einer nachstellbaren, seitlich verschlossenen Schutzhaube ausgestattet?
Sind lösbare Verkleidungen ordnungsgemäß befestigt?
Beträgt der Abstand zwischen Schutzhaube und Schleifscheibe maximal 5 mm?
Beträgt der Abstand zwischen Schleifscheibe und Werkstückauflage maximal 3 mm?
Wurden die Mitarbeiter detailliert unterwiesen, worauf sie beim Arbeiten an der Schleifmaschine achten müssen?
Ist sichergestellt, dass das Aufspannen neuer Scheiben nur durch fachlich geeignete Mitarbeiter erfolgt?
Wurden die Mitarbeiter angewiesen:

den Abstand zwischen Schutzhaube und Schleifscheibe regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls nachzustellen?
den Abstand zwischen Werkstückauflage und Schleifscheibe regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls nachzustellen?
die Schleifscheiben am Schleifbock auf Abnutzung zu überprüfen und entsprechend abzurichten?
dass sie die Informationen der Kennzeichnung (zulässige Drehzahl, Arbeitshöchstgeschwindigkeit,

Abmessungen) beachten?
dass sie die Schleifscheiben vor der Befestigung auf der Schleifmaschine auf Mängel überprüfen?

(Klangprobe bei keramisch gebundenen Scheiben)
dass bei ortsfesten Maschinen nach einem Wechsel von Scheiben mit einem Außendurchmesser von mehr als 80 mm ein Probelauf mindestens 1 Minute durchgeführt wird?
dass sie sich während des Probelaufs außerhalb des Gefahrenbereichs aufhalten?
dass sie beim Schleifen Augenschutz tragen? Bei kurzfristigen Schleifarbeiten darf nur dann auf eine Schutzbrille verzichtet werden, wenn an der Maschine ein durchsichtiger Schutzschirm vorhanden ist.
dass sich während des Schleifens kein brennbares Material, wie Putzlappen oder Pappe, innerhalb des Funkenflugbereichs befinden darf?

 

Drehmaschinen ohne NC*-Steuerung

*(C)NC steht für (Computerized) Numerical Control, numerisch gesteuerte Maschinen. Für solche Maschinen sind weitergehende Schutzmaßnahmen erforderlich.

An Drehmaschinen muss durch Sicherheitseinrichtungen ein unbeabsichtigtes Ingangsetzen unmöglich gemacht sein. Bei elektrischen Schaltern kann dies durch überkragende Gehäuseteile erreicht werden. Bei Einschalthebeln wird dies in der Regel durch eine Zweiwegeschaltung erreicht. Bei ungewolltem Anlaufen der Maschine durch Verschleiß einer solchen Sicherung -etwa durch eine lahm gewordene Feder oder eine abgenutzte Sperrnase- hat es schon Tote gegeben. Eine nicht mehr voll funktionstüchtige Einrückhebelsicherung ist daher umgehend instand zu setzen.

Foto: Drehmaschine

CHECKLISTE DREHMASCHINEN

Ist die Einrückeinrichtung gegen unbeabsichtigtes Betätigen gesichert?
Sind die Backenfutter für die vorgesehenen Drehzahlen geeignet?
Verfügt die Maschine über eine Futterschutzhaube zum Schutz vor überstehenden Spannbacken?
Verfügt die Maschine über eine Schutzhaube oder Schutzbleche, die benachbarte Arbeitsplätze vor wegfliegenden Spänen, langen Fließspänen oder spritzenden Kühlschmiermitteln schützen?
Werden Reparaturen nur von Fachpersonal durchgeführt?
Stehen Schutzbrillen mit Seitenschutz zur Verfügung?
Stehen Hautschutz-, Hautreinigungs- und Hautpflegemittel zur Verfügung?
Wurden die Mitarbeiter detailliert unterwiesen, worauf bei Arbeiten an der Drehmaschine zu achten ist?
Wurden die Mitarbeiter angewiesen:
nie den Spannschlüssel stecken zu lassen? Das gilt speziell für Neulinge. Hilfreich kann sein, einen Schlüsselhalter als ständige Ablage an der Maschine zu installieren oder einen Schlüssel mit installierter Feder zu verwenden, die nach dem Anziehen ein Steckenbleiben im Futter verhindert.
dass sie das Werkstück fest einspannen und bei zu weit überstehenden Spannbacken das Futter wechseln?
die Kühlschmierstoff-Zuleitung so einzustellen, dass nur der Arbeitsbereich besprüht wird?
dass sie bei der Arbeit an der Drehbank keine Schutzhandschuhe tragen dürfen?
dass sie bei einem schnell laufenden Werkstück und bei sprödem Werkstoff die bereit gestellte Schutzbrille aufsetzen müssen? Alternative: ein ausrichtbarer, an der Maschine montierter Sichtschutz.
dass sie eng anliegende Kleidung tragen müssen, keinen Schmuck tragen dürfen und lange Haare mit einer Mütze oder einem Haarnetz schützen?
dass sie auf dem Boden liegende Späne und verschüttete Kühlschmiermittel umgehend beseitigen? (Rutschgefahr)
dass sie zum Messen, Reinigen und Ausrichten der Kühlschmiermittelleitung die Maschine immer ausschalten müssen?
dass sie beim Polieren von Hand die Schmirgelleinwand nicht um das rotierende Werkstück und auch nicht um den Finger schlingen dürfen? Feste Träger, Andrückholz oder ein Hilfsmittel zum Aufspannen der Schmirgelleinwand verwenden.
dass aus dem äußeren Ende der Spindel herausragendes Stangenmaterial stets in der Schutzeinrichtung

(einem feststehenden Rohr) zu führen ist? (Schutz gegen Erfasstwerden von Personen und Abknicken des Werkstücks)
dass sie Späne nur mit einem Besen, Pinsel, Gummiwischer oder Spänehaken mit Handschutzteller und ohne Ringöse und keinesfalls mit einem Lappen oder der bloßen Hand entfernen dürfen?
dass sie die bereit gestellten Hautschutzmittel benutzen sollen?

 

Autor: Kroder