Fallfälle sind keine Zufälle

Häufig spielt das eigene Verhalten eine Rolle

von Elfi Braun
Foto: jemand läuft eine Treppe herunter Foto: jemand läuft eine Treppen herunter Foto: jemand läuft eine Treppen herunter

Bei Sturzunfällen im Betrieb spielt häufig das eigene Verhalten eine Rolle. Wer die Risiken kennt und sich seine eigenen Schwächen einmal bewusst macht, hat schon den ersten Schritt zum sicheren Auftritt getan.

Für Sturzunfälle gilt das Gleiche wie für jeden anderen Unfall im Betrieb: Unfälle sind keine Zufälle. Unfälle haben Ursachen, und viele Ursachen von Stürzen lassen sich mit geringem Aufwand beseitigen oder verringern. Es wäre falsch zu glauben, Sturzunfälle ereigneten sich nur dort, wo der Weg zugestellt oder in schlechtem Zustand ist. Häufig liegen die Ursachen von Sturzunfällen im eigenen Verhalten. Wer Sturzunfälle vermeiden will, muss also auch über das eigene Verhalten nachdenken.


Wenn Gewohnheit und Gleichgültigkeit zur Falle werden

Oft spielt bei Sturzunfällen die Macht der Gewohnheit eine Rolle. Bestimmte Bewegungsabläufe haben sich eingeschlichen und werden nicht mehr überdacht, obwohl sie riskant sind. Dazu gehören zum Beispiel hastiges Gehen oder Laufen. Insbesondere auf feuchtem oder nassem Boden hat das schon zu manchem Ausrutscher geführt. Auch das Transportieren von Gegenständen, die einem die Sicht nehmen, und das Überspringen oder Auslassen von Treppenstufen führen immer wieder zum Sturzunfall. Sturzunfälle auf Treppen sind übrigens meist besonders schwer. Sturzunfälle werden oft auch durch die eigene Gleichgültigkeit oder die der Kollegen verschuldet. Obwohl man eine Stolperstelle erkannt hat, ist man zu bequem, sie zu beseitigen oder zu melden. Klassische Beispiele für Bequemlichkeit sind herumliegende Kabel und Schläuche, auf Treppen oder in Gängen abgestellte Gegenstände oder auch offen stehende Schubladen.


Wenn Aus- und Absteigen mit Springen verwechselt wird

Sturzunfälle ereignen sich auch immer wieder, weil Lkw-Fahrer aus dem Führerhaus, von der Führerhaustreppe oder der Lkw-Ladefläche abspringen. Ein solcher Sprung ist Gift für die Bänder, weil sie während der Fahrt oft über lange Zeit in Ruhestellung waren. Ein plötzlicher Sprung endet dann schon mal mit Frakturen an Knöcheln und Handgelenken oder mit gerissenen Bändern. Das Risiko, sich bei einem solchen Sprung zu verletzen, ist besonders hoch, wenn der Fuß auf einer unebenen Fläche oder einem Stein landet oder wenn der Fahrer keine festen Schuhe, sondern Clogs oder Sandalen trägt.

Neben diesen Sturzunfällen beim Aussteigen aus dem Lkw kommt es auch zu Abstürzen von den Rädern des Lkw, den Bordwand- Klapptritten oder vom Unterfahrschutz. Diese werden nämlich immer wieder zu Behelfs-Aufstiegen umfunktioniert.


Warum die Stufe nicht mehr wahrgenommen wird

Viele der Sturzunfälle ereignen sich eben mal so beim ganz normalen Gehen. Gehen ist für uns ein ganz selbstverständlicher, automatisierter Bewegungsablauf, der das Gehirn im Normalfall wenig belastet. Nur wenn eine Störung eintritt, wie zum Beispiel ein im Weg liegender Schlauch, dann wird der Gehprozess kurzfristig zum bewussten Vorgang. Ist das Hindernis überstiegen, geht man routinemäßig weiter. All das funktioniert reibungslos, solange das Gehirn in Gefahrensituationen für die Beine und Füße die notwendigen Korrekturen vornimmt. Es gibt aber Situationen, in denen die Wahrnehmung einer Gefahrstelle oder die anschließende Informationsverarbeitung nicht mehr funktioniert.

Das ist der Fall, wenn die Informationskapazität des Gehirns bereits erschöpft ist. Stress, Ärger, Gedanken, ein beim Gehen geführtes Gespräch, Lärm oder interessante visuelle Eindrücke können ablenken bzw. die Informationsaufnahme blockieren. Und dann nimmt man eine Stufe oder einen Absatz einfach nicht mehr wahr. Selbst wenn man sie wahrnehmen würde, wäre im Gehirn keine Kapazität mehr frei, sie zu verarbeiten.


Warum es auf die richtigen Schuhe ankommt

Beim Gehen spielen auch die Schuhe eine wichtige Rolle. Alle Kräfte beim Gehen werden über die Füße und damit die Schuhe auf den Boden übertragen. Vom Kontakt zwischen Schuhsohle und Boden hängt es ab, wie wirkungsvoll diese Kräfte übertragen werden. Guten Bodenkontakt haben Schuhe mit griffigen, rutschfesten Sohlen und flachem Absatz. Arbeitsschuhe sollten dem Fuß außerdem festen Halt bieten und bequem sein. Schlecht sitzende oder unbequeme Schuhe sind auf Dauer nicht nur eine Qual für die Füße, sondern machen ihnen auch Stress. Und gestresste Füße sind anfällig für Fehltritte.

FALLEN
zu hastiges Gehen und Laufen
Überspringen oder Auslassen von Treppenstufen
Transportieren von Gegenständen, die einem die Sicht nehmen
aus dem Führerhaus, von der Führerhaustreppe oder der Lkw-Ladefläche springen
Bequemlichkeit (Stolperstellen nicht beseitigen oder melden, Schläuche und Kabel herumliegen lassen, Schubladen offen stehen lassen)
Stress, Unachtsamkeit, Ablenkung
ungeeignete Schuhe tragen

 

Autor: Braun