Hammer & Co.

Handwerkzeug: richtig auswählen und sicher benutzen
von Dr. Klaus Kroder

Hämmern, schrauben, sägen - das kann jeder. Zugegeben, eine Wissenschaft ist das Benutzen von Handwerkzeug nicht. Dennoch führen minderwertige Qualität und vor allem falsche Verwendung und Zweckentfremdung immer wieder zu Unfällen. Auch bei Profis.

Fachgerecht mit Werkzeug umgehen beginnt mit der richtigen Auswahl: Das Werkzeug muss passen. Das ist die Voraussetzung für sicheres Arbeiten, für Arbeitserleichterung, Zeitersparnis und oft auch für ein besseres Arbeitsergebnis. So ist der Einsatz von Spezialwerkzeug zum Teil unerlässlich. Oft aber heißt »passendes Werkzeug« bereits, dass zum Anziehen einer Mutter nicht die gerade verfügbare Zange benutzt wird, sondern der passende Schlüssel.

Auch bei Handwerkzeug gilt: Qualität zahlt sich aus. Qualitativ hochwertiges Werkzeug ist stabiler, verschleißt weniger und hält länger. Außerdem zeichnet es sich durch größere Präzision und durch eine gut durchdachte ergonomische Gestaltung z.B. des Griffs aus. Beides ist mit entscheidend, ob ein Werkzeug lange sicher geführt werden kann oder ob es zu Ermüdungserscheinungen oder sogar Schmerzen in Hand oder Arm kommen kann.

Das beste Werkzeug nützt nichts, wenn man es nicht findet. Ordnung im Werkzeugkasten, im Werkzeugschrank und an der Lochblechwand schafft Übersicht und vermeidet unnötiges Kramen, bei dem man sich verletzen kann. Für den Werkzeugtransport zur Reparatur vor Ort stehen Werkzeugkästen, -wägen sowie -taschen zum Umhängen oder Umschnallen zur Verfügung. Sinnvoll ist der Einsatz solcher Taschen vor allem, wenn bei Reparaturen keine Werkzeugablage in unmittelbarer Nähe vorhanden ist, z.B. auf der Leiter. In die Taschen der Arbeitskleidung gehören Werkzeuge nicht - vor allem keine spitzen Schraubendreher.

 

Hammer: mit festem Kopf und Stiel

Der Hammerstiel muss fest im Auge des Hammers sitzen, damit der Hammerkopf beim Schwungholen nicht zum Geschoss wird. Holzstiele werden mit Stahlkeilen mit besonderen Rippen oder mit Widerhaken zuverlässig befestigt. Ungeeignet dagegen sind Nägel, Blechstücke oder glatte Holzkeile. Bei Kunststoffstielen sorgen auch Spezialkeile und Spreizdübel für einen dauerhaft festen Sitz. Glas- oder Kohlefaserstiele werden im Hammerauge verklebt oder vergossen. Bei korrekter Ausführung kann so die Haltbarkeit von Stielbefestigungen mittels Keilen übertroffen werden.

Der Hammerstiel soll griffig sein, möglichst auch dann, wenn die ihn haltende Hand schwitzt. Bewährt haben sich unlackierte Holzstiele und bestimmte Kunststoff- oder Gummioberflächen. Außerdem muss der Hammerstiel sauber, insbesondere frei von Öl und Fett sein. So genannte Stielschutzmanschetten schützen den Hammer vor Stielbeschädigungen durch Fehlschläge oder bei Arbeiten an schwer zugänglichen Stellen. Wird ein Hammerstiel beschädigt, dann gibt es nur eins: austauschen. Auf keinen Fall selbst reparieren.

Schonhämmer mit weichem Kopf bzw. weichen Schlagflächen z.B. aus Nylon, Polyurethan oder Gummi verhindern, dass auf den geschlagenen Teilen Schlagspuren zurückbleiben. Bei speziellen rückschlagfreien Schonhämmern kompensiert eine Stahlkugelfüllung im hohlen Hammerkopf den Rückschlageffekt. Das schont nicht nur das Material, sondern auch das Handgelenk. Außerdem ist es deutlich weniger laut.

 

Die Kanten am Handschutzteller des Meißels verhindern, dass er wegrollen kann

 

Meißel: am besten mit Schlagschutz

Durch die Hammerschläge auf das relativ weiche Schlagende des Meißels (Kopf) bildet sich dort nach und nach ein Grat, der so genannte Bart. Dieser Bart muss abgeschliffen werden, um Verletzungen durch abspringende Teilchen zu vermeiden. Auch die gehärtete Meißelspitze (Blatt) muss immer wieder im richtigen Keilwinkel nachgeschliffen werden. Der Winkel hängt vom zu bearbeitenden Werkstoff ab (Beispiel: Holz: 30°, Stahl bis St 42-2: 60°, Stahl St 50-2 und höher: 80°). Ein eventuell erforderliches Nachhärten sollte ein Fachmann übernehmen. Beim Bearbeiten harter Materialien ist eine Schutzbrille zu tragen.

Auch Profis schlagen gelegentlich mal daneben. In solchen Fällen schützt ein aufsteckbarer Handschutz (Meißelhalter) aus Kunststoff oder Gummi vor Handverletzungen. Bei Arbeiten, die viel Feingefühl, Bewegungsfreiheit und ungehinderte Sicht erfordern, kann auch mal ein Handschuh ausreichen.

 

Werkzeuge nicht auf laufenden Maschinen ablegen.
Beim Besteigen von Leitern keine Werkzeuge in der Hand halten.

 

Schraubendreher: passend zur Schraube

Schraubendreher sind zum Andrehen oder Lösen von Schrauben gedacht und nur dazu ausgelegt. Als Stemmeisen oder Meißel dürfen sie selbstverständlich nicht verwendet werden. Doch bei Unfällen mit Schraubendrehern ist häufig die unsachgemäße und zweckfremde Verwendung im Spiel. Nur Schraubendreher, bei denen die Klinge ganz durch den Griff hindurchgeführt ist, vertragen leichte Hammerschläge etwa zum Anlösen der Schraube. Dagegen dürfen Zangen zur Erhöhung des Drehmoments nicht benutzt werden. Schraubendreher mit angeschmiedetem Sechskant erlauben jedoch das Ansetzen von Schraubenschlüsseln.

Wichtig ist vor allem Folgendes: Der Schraubendreher muss der Form und Größe der Schrauben angepasst sein. Das verhindert, dass Schrauben und Werkzeug beschädigt werden, und vermeidet ein gefährliches Abrutschen. Es ist darauf zu achten, dass die Kraft beim Andrücken vom Körper weg gerichtet ist. Kleine Werkstücke sollen nicht in der Hand gehalten werden, sondern müssen auf eine feste Unterlage aufgesetzt oder eingespannt werden.

 

SO EIN HAMMER:
Zweckentfremdung von Werkzeugen
Denken Sie daran:

  • Hämmer sind keine Biegewerkzeuge.
  • Zangen sind keine Schraubwerkzeuge.
  • Zangen oder Schraubenschlüssel sind keine Schlagwerkzeuge.
  • Schraubendreher oder Feilen sind keine Stemmeisen.
  • Schraubendreher sind keine Meißel.

 

Schraubenschlüssel: nur mit passender Schlüsselweite

Mit dem Schraubenschlüssel abrutschen gehört zu den häufigsten Unfallursachen im handwerklichen Bereich. Deshalb sind bei Schraubenschlüsseln die korrekte Auswahl (Gabel-, Ring-, Steck- oder Schnellspannschlüssel) und die exakt passende Schlüsselweite besonders wichtig. Ring- oder Steckschlüssel (mit Nuss) gleiten weniger leicht ab als Gabelschlüssel und können größere Kräfte übertragen. Beim Arbeiten ist der Schlüssel möglichst immer zu ziehen. Die freie Hand kann den Schlüssel gegen Abrutschen sichern.

Der normale Schraubenschlüssel ist für Handkräfte ausgelegt. Eine Hebelarmverlängerung - etwa durch ein aufgestecktes Rohr - führt zu Überbelastung und Beschädigung des Werkzeugs. Das Schlüsselmaul kann verbogen werden oder sogar brechen. Einen beschädigten Schlüssel unbedingt durch einen neuen austauschen - auf keinen Fall nachbearbeiten.

Zangen, Scheren, Stahlbandschneider: fest im Griff

Zangen und Scheren werden in unterschiedlichsten Ausführungen zum Greifen, Halten, Spannen, Trennen und Schneiden eingesetzt. Auch hier gilt: ein intaktes, gut greifendes Werkzeug vermindert die Unfallgefahr durch Abrutschen. Die Griffschenkel sollen so ausgeführt sein, dass sich beim Zudrücken keine Quetschstellen in Handnähe ergeben. Zangen und Scheren, die durch Federn geöffnet werden, müssen durch Verschlüsse in geschlossener Stellung gehalten werden können. Scheren nie in offenem Zustand herumliegen lassen.

Größere Gebinde wie Kisten werden gelegentlich mit Stahlbändern umspannt. Zum Durchtrennen der gespannten Bänder sind gewöhnliche Scheren völlig ungeeignet. Denn beim Durchtrennen schnellen die Schnittenden auseinander und können böse Verletzungen, besonders im Gesicht, verursachen. Sicherer sind in diesem Fall spezielle Bandschneider. Sie klemmen während des Schneidens die Bandenden fest und lösen die Spannung des Bandes langsam und damit gefahrlos.

Messer: Sicherheitsmesser bevorzugt

Besonders gefährlich sind Messer mit stumpfen Klingen. Beim Schneiden mit stumpfen Klingen braucht man mehr Kraft und rutscht dadurch leichter mit dem Messer ab. Abgenutzte Klingen müssen deshalb rechtzeitig nachgeschliffen oder ausgetauscht werden. Messer mit fest stehender Klinge gehören ordentlich abgelegt: entweder in einer eigenen Messerablage oder einer Messerscheide (notfalls in einem passenden Schlauchstück), jedoch nie offen in der vollen Schublade.

Für viele spezielle Anwendungen wie das Aufschneiden von Verschnürungen, Säcken oder Kartons gibt es unterschiedliche Sicherheitsmesser sowohl für Rechts- als auch für Linkshänder. Bei einigen Modellen wird die scharfe Klinge nur während des Einstechens oder Schneidens freigegeben und ist sonst automatisch verdeckt. Im Internet finden sich unter dem Stichwort »Sicherheitsmesser« zahlreiche Anbieter, die mit Bildmaterial oder zum Teil auch kleinen Videos die Funktion erläutern.

Sägen: nur mit scharfen Zähnen

Zum A und O beim Umgang mit Sägen gehört Folgendes: Das Sägeblatt muss ausreichend scharf sein. Wie stumpfe Messer lassen sich auch stumpfe Sägen schwerer führen, so dass es leichter zum Verkanten, Verklemmen oder Brechen des Blattes und damit zu Verletzungen kommen kann. Das Sägeblatt muss fest im Bogen eingespannt sein bzw. fest im Griff sitzen. Das Werkstück ist so einzuspannen, dass es möglichst wenig federt. Ein Ansetzen der Säge in einem flachen Winkel zum Werkstück und ein Arbeiten mit nur leichtem Druck sorgt für einen sicheren Anschnitt sowie eine saubere Schnittlinie. Dabei dürfen beim Einsatz von Bügelsägen passende Resthölzer als Führungshilfen für das Blatt benutzt werden - nicht jedoch die Hände. Beim Sägen mit dem Fuchsschwanz ist zu Beginn das Führen des Blatts mit gestrecktem Daumen möglichst weit von der Zahnung entfernt zulässig.

 

Spitze oder scharfe Werkzeuge nicht in der Kleidung, sondern in Werkzeugtaschen mitführen.

 

Feilen und Raspeln: die Angel fest im Heft

Stichverletzungen sind typische Verletzungen beim Einsatz von Feilen und Raspeln. Es kommt dazu, wenn sich die spitze Angel durch die starken axialen Zugkräfte beim Arbeiten aus dem Heft (Griff) löst. Die Hefte müssen deshalb gelegentlich mit dem Holz- oder Kunststoffhammer nachgeklopft werden. Beim Einschlagen eines neuen Griffs nicht diesen, sondern das Feilen- bzw. Raspelblatt mit der Hand umfassen und die Angel in den Griff stoßen. Geplatzte oder geflickte Griffe sind in jedem Fall auszutauschen.

 

Autor: Kroder