Es zahlt sich aus

Studie bestätigt: Fahrertraining wirkt sich positiv auf Fahrverhalten und Kraftstoffverbrauch aus
von Dr. Michael Geiler | aus Akzente

»Fahr und spar mit Sicherheit« – so heißt ein Trainingsprogramm für Fahrer von Unternehmen mit eigenem Fuhrpark. Ziel ist es, durch eine energiesparende Fahrweise den Kraftstoffverbrauch zu verringern und zugleich die Sicherheit der Fahrer zu erhöhen sowie Umwelt zu schonen. Dass sich das Fahrertraining auszahlt, hat jetzt eine Wirksamkeitsstudie nachgewiesen.

Welche Auswirkungen hat ein Fahrertraining zur energiesparenden Fahrweise, wie es u. a. Verkehrssicherheitsorganisationen anbieten, tatsächlich auf
den durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch,
die für eine Auslieferungstour benötigte Zeit,
sicherheitsrelevante Verhaltensweisen, wie Abstands- und Geschwindigkeitsverhalten, Regelverstöße, sowie auf Einstellungen wie Risikobereitschaft und Normenakzeptanz?

Die BGN und der Deutsche Verkehrssicherheitsrat e.V. gingen diesen Fragen in einer Wirksamkeitsstudie zum Programm »Fahr und spar mit Sicherheit« nach. Unterstützt wurde die Studie von der Firma »Schäfer's Brot und Kuchen Spezialitäten«. Die Untersuchungen fanden in zwei Niederlassungen ihres Fuhrparks statt. Die Studie war als Vorher/Nachher-Untersuchung mit einer Versuchs- und einer Vergleichsgruppe angelegt. Die Fahrer der Versuchsgruppe nahmen am Trainingsprogramm »Fahr und spar mit Sicherheit« teil. In beiden Gruppen fanden in gleicher Weise Vor- und Nacherhebungen statt, z. B. Einstellungsmessungen mit Hilfe schriftlicher Befragung, Registrierung des Fahrverhaltens durch mitfahrende, geschulte Beobachter. Die erste Nacherhebung fand etwa drei Wochen nach dem Training statt. In der Versuchsgruppe erfolgte weitere drei Monate später die zweite Nacherhebung. Der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch (Liter/100 km) wurde jeweils über einen Zeitraum von zwei Monaten ermittelt.

Die Ergebnisse
Der Kraftstoffverbrauch ging in beiden Fahrergruppen zurück: in der trainierten Gruppe um durchschnittlich 1,21 Liter/100 km (- 6,76 %) und in der Vergleichsgruppe um durchschnittlich 0,72 Liter/100 km (-3,99 %).

Die Fahrer waren nicht länger unterwegs. Die Tourgeschwindigkeiten haben sich von der Vorerhebung zur Nacherhebung nicht verändert. In die Tourgeschwindigkeiten gehen auch die Standzeiten während der Entladung beim Kunden und eventuelle Pausen ein. Die Tourgeschwindigkeit ist nicht zu verwechseln mit der Fahrgeschwindigkeit. Die Fahrgeschwindigkeiten wurden separat berechnet.

Ökonomisches Fahren ist kein lahmes Dahinschleichen. Die kraftstoffsparende Fahrweise bewirkte nämlich keinen Rückgang der durchschnittlichen Fahrgeschwindigkeit. Die Fahrgeschwindigkeiten, die während der drei Erhebungen in der Trainingsgruppe ermittelt wurden, unterscheiden sich kaum voneinander: Voruntersuchung = 49,1 km/h, erste Nachuntersuchung = 51,2 km/h, zweite Nachuntersuchung = 49,4 km/h.

Das Training veranlasste die Fahrer, regelorientierter zu fahren. In der Trainingsgruppe ging die Zahl der pro Kilometer registrierten Regelverstöße und Fahrfehler signifikant zurück. Zum Beispiel unterschritten die Fahrer seltener die Sicherheitsabstände und sie verstießen seltener gegen Geschwindigkeitsvorschriften. In der zweiten Nachuntersuchung sank die Fehlerrate noch einmal ab. Auch in der Vergleichsgruppe gingen die Regelverstöße zurück – allerdings ist dieser Rückgang statistisch nicht bedeutsam.

Das Training hat ferner Auswirkungen auf Überzeugungen und Einstellungen der Fahrer in Sachen Verkehr: Die Bereitschaft, vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeiten zu überschreiten bzw. emotionale Spannungen im Verkehr auszuleben, war nach dem Training geringer als vorher. Niedriger ist auch der beim Fahren empfundene Stress. Der Genuss an fahrdynamischen Aspekten wie »manchmal macht es mir Spaß, den Motor richtig hochzujagen«, ist reduziert.

Der Fahrstil der trainierten Fahrer änderte sich in Richtung Ökologie, Gelassenheit, geringere Risikobereitschaft und weniger Aggressivität. Das zeigen die Selbstbeschreibungen der Fahrer, die sie mit Hilfe vorgegebener Adjektive vornahmen.

Trainingsziel erreicht
Zusammenfassend lässt sich feststellen: Das Training ist im beabsichtigten Sinne wirksam. Die Wirkung ist auch noch in der zweiten Nacherhebung vorhanden. Somit hat das Training einen über längere Zeit anhaltenden Effekt. Auch in der Vergleichsgruppe sind Verbesserungen beim Kraftstoffverbrauch und beim Fahrverhalten zu beobachten. Sie sind aber im Regelfall nur tendenziell und fallen geringer aus. Dieser Befund ist durchaus plausibel. Die Vergleichsgruppe absolvierte zwar kein Training, nahm aber an einigen »Maßnahmen« teil: Die Fahrer wurden über die Studie informiert, sie füllten Fragebögen aus, die u. a. Fragen zu ökonomischen Fahrtechniken enthielten. Außerdem wurde ihr Fahrverhalten beobachtet. Vermutlich haben diese »Maßnahmen« ihre Bereitschaft und Fähigkeit gestärkt, ökonomische Fahrtechniken anzuwenden.

 

Autor: Geiler