Vision Zero - ein neues Leitbild der Verkehrssicherheitsarbeit
Trotz aller Anstrengungen und Sicherheitsmaßnahmen ist die Teilnahme am Straßenverkehr weiterhin die gefährlichste unserer täglichen Aktivitäten. 2010 wurden 3.648 Menschen bei einem Verkehrsunfall getötet, 371.170 wurden verletzt. Dem entgegenwirken will ein neues Leitbild der Verkehrssicherheitsarbeit: Vision Zero.
Vision Zero verlangt einen Paradigmenwechsel in der Verkehrssicherheit nach dem Grundsatz: Mobilität ist möglich, ohne dass deswegen Menschen sterben müssen oder schwer verletzt werden. Vision Zero geht davon aus, dass sich Unfälle zwar nicht völlig vermeiden lassen, weil Menschen immer wieder Fehler machen. Vermeiden aber lassen sich schwere Unfallfolgen. Und dieses Ziel umzusetzen ist eine Gemeinschaftsaufgabe.
Alle für die Verkehrssicherheitsarbeit zuständigen Institutionen, alle gesellschaftlichen Gruppen und letztlich die Verkehrsteilnehmer selbst sind aufgerufen, sich in ihrem Verantwortungsbereich zu engagieren. Staat und Behörden sorgen für menschengerechte Verkehrsbedingungen. Die Fahrzeugindustrie verbessert ihre Produkte nach den Grundsätzen von Vision Zero. Die Verkehrsteilnehmer entscheiden eigenverantwortlich, was sie nach menschlichem Ermessen beitragen können.
Vision Zero stammt ursprünglich aus dem Arbeitsschutz und ist eine Zielformulierung des amerikanischen Chemieunternehmens DuPont. Seit fast 200 Jahren lautet die Firmenphilosophie DuPonts, dass jeder Unfall vermeidbar ist. In Betrieben mit DuPont-System ist Vision Zero heute praktisch Realität. Die Idee, Vision Zero auf den Straßenverkehr zu übertragen, wurde in Schweden entwickelt. 1997 verabschiedete das schwedische Parlament das Konzept Vision Zero, wodurch Verkehrssicherheit zum politischen Thema wurde. Auch in der Schweiz, in Dänemark und Norwegen wurde Vision Zero eingeführt.
Auch in Deutschland soll die Sicherheitsphilosophie von Vision Zero der Verkehrssicherheitsarbeit zugrunde gelegt werden. Der Vorstand des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) hat dazu einen einstimmigen Beschluss verabschiedet. Auch Ulrich Kasparick, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, und Kurt Bodewig, Präsident der Deutschen Verkehrswacht (DVW), sprechen sich für Vision Zero als Leitbild aus. Das Land Nordrhein-Westfalen hat sich bereits in seinem Verkehrssicherheitsprogramm 2004 den Ansätzen von Vision Zero angeschlossen.