Arbeiten am Bildschirm – aber richtig

Für Bildschirmarbeitsplätze gelten eigene Gestaltungsregeln – wir erklären sie Ihnen

von Karl-Heinz Grünewald
aus Akzente | Magazin für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Rehabilitation

Ergonomie am Bildschirmarbeitsplatz

Ergonomie am Bildschirmarbeitsplatz

Die Praxis guter Unternehmen zeigt: Erfolgreiche Leistungen auch im Büro sind das Ergebnis vorausschauend und vorsorgend gestalteter Arbeitsbedingungen. Sicherheit, Gesundheit und Qualität sind in diesen Unternehmen Kriterien für Erfolg – auch in der Büroarbeit. Eine wichtige Voraussetzung sind gut gestaltete Bildschirmarbeitsplätze.

"Der Mensch ist das Maß aller Dinge" – dieses über 2.000 Jahre alte Zitat von Protagoras ist auch heute noch Leitgedanke einer ergonomischen Arbeitsgestaltung. Ziel ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, indem die Arbeitsmittel, Arbeitsorganisation und Arbeitsumgebung an die Mitarbeiter angepasst werden. Nun könnte man der Meinung sein, dass es nur darum geht, gute ergonomische Büroeinrichtungen anzuschaffen und das Problem sollte erledigt sein. Leider nicht. Auch mit normengerechten, ergonomischen Einzelelementen kann man leicht "Katastrophenarbeitsplätze" gestalten. Wenn beispielsweise Mitarbeiter die Möbel und Bildschirme nach eigenem Gutdünken und ohne ergonomische Kenntnisse aufstellen. Die Folge: Stühle werden falsch ein-, Bildschirme falsch aufgestellt.

Einige ergonomische Hinweise
Nachfolgend einige Kriterien, die man bei der Einrichtung von Bildschirmarbeitsplätzen unbedingt beachten sollte.

Flächenbedarf: Für Bildschirmarbeitsplätze sollte einschließlich anteiliger Verkehrswege eine Bürofläche von 8 bis 10 m2 (in Großraumbüros von 12 bis 15 m2) vorgesehen sein. Die freie Bewegungsfläche am Büroarbeitsplatz sollte für den Beschäftigten mindestens 1,5 m2 betragen. Neben den Stellflächen der Büroeinrichtungen sind insbesondere die Möbelfunktionsflächen wichtig. Sie müssen freigehalten werden, damit man Schranktüren und Schubladen problemlos öffnen kann.

Arbeitstisch: Die Größe der Arbeitsfläche muss mindestens 160 × 80 cm betragen. Die Oberfläche sollte nicht dunkel, sondern hell sein (nicht rein weiß) und darf nicht spiegeln. Die Schreibtischhöhe sollte zwischen 68 und 76 cm liegen und an den Benutzer angepasst werden können (Norm-Tischhöhe = 74 ± 2 cm).

Beinraumfreiheit: Die Mindestmaße eines ausreichend bemessenen Beinraums sind: Höhe: 65 cm, besser 69 cm, Breite: 85 cm, Tiefe: 60 cm. Die Tiefe des Fußraums muss mindestens 80 cm betragen.

Bürostuhl: Die Qualität von Büroarbeitsstühlen ist mit entscheidend, ob die Beschäftigten produktiv arbeiten, ob sie sich ohne Verspannungen oder andere gesundheitliche Beschwerden auf die Arbeit konzentrieren können. Dagegen können nicht funktionale und unergonomische Bürostühle u.a. zu Verspannungen im Schulter-Nacken- bzw. Schulter-Arm-Bereich sowie der Rückenmuskulatur führen. Auch vorzeitige Ermüdung, Nervosität, Konzentrationsmängel können die Folge langen Sitzens auf einem Bürostuhl ohne Ergonomiekomfort sein. Wichtig ist, dass der Bürostuhl durch Formgebung und Zusammenspiel in allen Sitzhaltungen ein entspanntes, dynamisches Sitzen (= Wechsel zwischen vorgelehnter, aufrechter und zurückgelehnter Sitzhaltung) möglich macht.

Bildschirm & Co.: Gute, entspiegelte Bildschirme mit scharfem, kontrastreichem Bild einsetzen. Der Bildschirm sollte möglichst tief (keinesfalls unterbaut) in guter Sehentfernung (etwa in Armlänge) rechtwinklig zum Fenster und nicht in unmittelbarer Fensternähe (zu große Helligkeitsunterschiede) stehen. Tastatur und Maus sollten ergonomisch gestaltet sein und sich im kleinen Greifraum befinden – also bei aufrechter Sitzhaltung mit den Händen bequem erreichbar sein. Die Sitzhöhe sollte so eingestellt sein, dass sich die Arbeitshöhe (Hände) etwa in Ellenbogenhöhe befindet. Falls dann die Füße nicht bequem den Boden erreichen, ist eine großflächige und in der Neigung einstellbare Fußstütze erforderlich.

Ein guter Stuhl allein kann’s nicht richten
Doch ein moderner, auf dynamisches Sitzen ausgelegter, hochwertiger Bürostuhl allein ist kein Allheilmittel gegen mögliche Verspannungen und Beschwerden in Nacken und Rücken. Um beschwerdefrei und fit zu bleiben, muss der Mitarbeiter selbst mithelfen. Dynamisches Sitzen in Kombination mit häufigem Aufstehen fördert den osmotischen Nährstoff- und Flüssigkeitsaustausch in den Bandscheiben. Je häufiger dieser Wechsel stattfindet, desto gesünder gestaltet sich die Arbeitssituation. Sehr zu empfehlen, um in Bewegung zu bleiben, ist ein elektrisch oder mechanisch höhenverstellbarer Arbeitstisch, an dem man wechselweise im Sitzen und Stehen arbeiten kann. Durchgehendes Sitzen über viele Stunden nämlich belastet die Bandscheiben um bis zu 40% mehr als das Arbeiten im Stehen. Ungestütztes, vorgebeugtes Sitzen verdoppelt diese Belastung sogar. Außerdem: Wer durchgehend sitzt und nicht ab und zu zwischendurch aufsteht, wird schneller müde. Die Konzentration lässt nach und damit auch die Produktivität.

Die Summe macht’s
Voraussetzungen für erfolgreiche Arbeit im Büro sind neben der Ausstattung des (Bildschirm)-Arbeitsplatzes auch die Licht- und Farbgestaltung, die Luft- und Lärmverhältnisse, gegebenenfalls auch die "persönliche Note im Büro" und vor allem eine gute Organisation der Arbeit und ein aktivierendes Betriebsklima. Stimmen diese Voraussetzungen, dann steht einer produktiven Nutzung aller Ressourcen im Arbeitsprozess nichts im Wege.

Infos und Materialien:
Portal Büro der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA), www.bgn.de,

VGB-Portal "Büroarbeit"

Check "Gute Büroarbeit" – Ein nationaler Qualitätsstandard für eine innovative Bürokultur (Deutsches Netzwerk Büro)

Druckversion

http://check-bueroarbeit.de/

 

ERGONOMISCHE EMPFEHLUNGEN
für Bürostühle
  • Sitzhöhe, verstellbar: < 400 bis 530 mm
  • Sitztiefe, verstellbar: 370 bis 470 mm
  • Sitzbreite: > 450 mm
  • Rückenlehnenbreite: > 400 mm
  • Rückenlehnenoberkante, Höhe: > 450 mm
  • Rückenlehnenneigung verstellbar: > 15°
  • Tiefenfederung – auch in niedrigster Einstellung – damit das Körpergewicht beim Hinsetzen abgefedert und die Wirbelsäule entlastet wird.
  • Aus: DGUV information 215-410 Bildschirm- und Büroarbeitsplätze

 

VBG Fachwissen "Büroarbeit – sicher, gesund und erfolgreich", ein Praxisleitfaden mit Checklisten

 

Autor: Grünewald