Mobil? Aber klar!

BGN und AutoClubEuropa (ACE) führen Fahrsicherheitstraining für Rollstuhlfahrer durch

von Carsten Dogs | Akzente

Gerd Waldvogel, Mobilitätssachverständiger beim ACE (Bild oben: 2. v. r.), weiß, wovon er spricht, wenn er mit Rollstuhlfahrern über die Wichtigkeit ihrer Mobilität mit dem Auto, über Fahrsicherheit und Ergonomie im Auto spricht. Er ist auch Rollstuhlfahrer. Waldvogel und seine Kollegen vom ACE trafen sich jetzt mit sieben Versicherten der BGN zum ersten BGN-Fahrsicherheitstraining für Rollstuhlfahrer. Es fand im BG-Ausbildungszentrum Linowsee bei Rheinsberg in Brandenburg statt und stand unter dem Motto „Mobil? Aber klar!“.

[ Carsten Dogs ist Mitarbeiter der BGN-Bezirksverwaltung in Berlin und dort als Teamleiter im Bereich Rehabilitation tätig. ]

Zwei Tage lang ging es in Theorie und Praxis darum, die Teilnehmer im optimalen Auto-Handling und sicheren Fahren zu coachen. Die drei Frauen und vier Männer sind durch einen schweren Arbeits- oder Wegeunfall querschnittgelähmt. gerd waldvogel erläutert: „Wir möchten den Teilnehmern zu einer stressfreien Verkehrsteilnahme mit dem Auto verhelfen. Dazu zeigen wir ihnen, wie sie ihre eigenen Ressourcen am besten nutzen und technische Hilfsmittel effektiv einsetzen.“

Und so ging es im Seminarraum u. a. los mit den Themen „Das optimale Auto — Hilfsmittel und Fahrunterstützung“ und „Ladungssicherung — oft vergessene Sicherheit“. Eindrucksvoll schilderte ein ACE-Moderator, wie wichtig es ist, den ca. 10 kg schweren Rollstuhl während der Fahrt richtig zu sichern: „Ein 300 g schweres Handy bekommt bei einem Frontalzusammenstoß mit 50 km/h ein Aufprallgewicht von 16,5 kg. Sie können hochrechnen, zu welch gefährlichem Geschoss ein 10 kg schwerer ungesicherter Rollstuhl in dieser Situation wird.“ Er kommt mit einer Wucht von über einer halben Tonne geflogen.

Weiter ging es mit praktischen (Fahr-)Übungen auf dem Übungsgelände. Auf trockener, nasser und glatter Fahrbahn lernten die Teilnehmer in ihren eigenen Fahrzeugen mit Handgas die Fertigkeiten des kontrollierten Ausweichens und einer richtigen Gefahrenbremsung. An ace-Fahrzeugen konnten sie verschiedene Möglichkeiten eines behindertengerechten Umbaus ausprobieren. Ein wichtiger Aspekt war auch „der richtige Sitz“. Hier stand die praktische Erfahrung gepaart mit ergonomischem Wissen im Mittelpunkt.

Dass es beim Autofahren so viel hinzuzulernen und auszuprobieren gibt, hätten die sieben Teilnehmer nicht gedacht. Zudem boten die regelmäßigen Boxenstopps viel Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch untereinander. Das BGN-Fahrsicherheitstraining für Rollstuhlfahrer ist als Pilotprojekt der Bezirksverwaltungen Berlin und Erfurt gestartet. In anderen Regionen wird es bestimmt genauso positiv aufgenommen werden wie bei den sieben Teilnehmern der Premierenveranstaltung.

[ Weitere Bilder finden Sie in einer Galerie unter www.bgn.de Shortlink = 1367 ]

Autor: Carsten Dogs