Federleicht statt Schwergewicht

Palettendeckel aus Pappe ersetzen Holzdeckel / BGN-Präventionspreis für JTI in Trier

Palettendeckel aus Pappe

Es macht einen Unterschied, ob die vielen Palettendeckel, die Mitarbeiter pro Arbeitstag heben und tragen müssen, 24,5 Kilogramm wiegen oder nur 3,5 bis 5 Kilogramm. Die einen sind aus Holz die anderen aus Pappe. Holz-Palettendeckel sind aber doch viel stabiler und haltbarer, oder? Bei JTI traten Sicherheitsfachkraft Markus Denzer und Markus Schumacher vom Logistikbereich den Gegenbeweis an. Zum Rückenwohl der Mitarbeiter.

von Dr. Klaus Kroder

Hightech-Maschinen produzieren bei der JT (Japan Tobacco) International Germany GmbH in Trier 20.000 Zigaretten pro Minute. Bei solchen Mengen spielt natürlich auch das Handling des Non Tobacco Materials – NTM-Ware – eine große Rolle: Papier, Folien, Zuschnitte, Labels und Steuerzeichen (Banderolen für die Tabaksteuer) werden auf Paletten transportiert und bereitgehalten. Jeder Palettenstapel mit NTM-Ware schließt oben mit einem Holzdeckel ab, der mit Spannbändern fixiert wird.

vorher: Holzplatte

vorher

nachher: Pappdeckel

nachher

Die Pappdeckel sind stabiler und haltbarer als die
Holzdeckel. Kleine Einkerbungen durch die Zurrgurte
an den Kanten haben keine negativen Auswirkungen.

Die Pappdeckel sind stabiler und haltbarer als die Holzdeckel. Kleine Einkerbungen durch die Zurrgurte an den Kanten haben keine negativen Auswirkungen.

Pappe statt Holz

Solche Holzdeckel mussten Mitarbeiter bisher 100- bis 150-mal pro Tag von der angelieferten Palettenware herunternehmen und auf einem Sammelstapel ablegen. Bei einem Gewicht von bis zu 24,5 Kilogramm pro Deckel – im Schnitt waren es 17 Kilogramm – spürten selbst junge, kräftige Kollegen nach dieser Tätigkeit immer wieder ihren Rücken. Sicherheitsfachkraft Markus Denzer erzählt: „Wir haben den Kollegen angeboten, dass sie Manipulatoren oder Saugheber einsetzen können, um die Holzdeckel abzuheben. Doch das wollten sie nicht. Die sind zu sperrig und unpraktisch, hieß es. So blieb als Verbesserungsmöglichkeit nur, das Gewicht der Palettendeckel zu senken. Deshalb haben wir in dieser Richtung einiges ausprobiert.“

Das Ausprobieren hat sich gelohnt: Überzeugen konnten Markus Denzer und Markus Schumacher schließlich mit einem Palettendeckel aus Pappe, der nur noch zwischen 3,5 und 5 Kilogramm wiegt. Markus Schumacher: „Die Kollegen sind sehr zufrieden mit dieser Lösung. Die Entlastung beim Heben und Tragen ist offensichtlich.“

Überzeugende Fakten

Die Papp-Palettendeckel haben eine Wabenstruktur und sind stabiler und haltbarer als die Holzdeckel. Kleine Einkerbungen durch die Zurrgurte an den Kanten stören nicht. Die Standfestigkeit ist durch die Verteilung der Spannkraft der Bänder ebenso verbessert. Die Pappdeckel sind wiederverwendbar und vollständig recyclebar.

Das jährliche Gesamtgewicht der bewegten Palettendeckel reduziert sich durch die Umstellung auf Pappdeckel von früher 383 Tonnen auf jetzt 79 Tonnen. Das sind 79 Prozent weniger zu bewegende Lasten.

All das überzeugte schlussendlich auch die Einkäufer und Lieferanten. Markus Denzer und Markus Schumacher hatten eine einfache Idee. Sie für die Praxis zu realisieren, war dagegen gar nicht so einfach. Umfangreiche Planungen, Tests, Überzeugungsgespräche bei Einkauf und Lieferanten sowie Beharrlichkeit führten aber letztendlich zum Erfolg. Die Probezeit haben die Papp-Palettendeckel schon lange hinter sich. Inzwischen werden sie nicht nur bei Paletten mit Papier und Folien eingesetzt, sondern auch bei kleinen Produktmengen. Die Anwendung hat viel Potenzial – sicherlich nicht nur in der Tabakindustrie.

Die Ideengeber Markus Denzer (li.) und Markus
Schumacher (Mitte) im Gespräch mit einem Kollegen.

Die Ideengeber Markus Denzer (li.) und Markus Schumacher (Mitte) im Gespräch mit einem Kollegen.

Logo: BGN Präventionspreis

[ Die BGN zeichnete die clevere Idee von Markus Denzer und Markus Schumacher mit dem Präventionspreis 2014 in der Kategorie „Gesundheitsschutz und Ergonomie“ aus. ]

Autor: Dr. Klaus Kroder