Bewusst und sicher mobil

Was ältere Autofahrer für ihre Fahrfitness tun können

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Aufgrund des demografischen Wandels wird der Anteil älterer Autofahrer auf unseren Straßen weiter steigen. Deshalb hat sich die Verkehrssicherheitsforschung in den letzten Jahren intensiv mit Älteren befasst. Inzwischen gibt es verschiedene Angebote, mit denen sie ihre Fahrfitness überprüfen und verbessern und somit ihre individuelle Mobilität erhalten können. Denn: Mobil bleiben ist eine wesentliche Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe, Unabhängigkeit und Lebensqualität.

von Dr . Michael Geiler

Mit dem Älterwerden können Gesundheits- und Leistungseinbußen einhergehen. Das bedeutet: Fähigkeiten, die beim Autofahren wichtig sind, wie rasches Erkennen und Einschätzen von Verkehrssituationen und -abläufen, können beeinträchtigt sein.

[ Dr. Michael Geiler ist Dipl.-Psychologe und in der BGN-Prävention als Leiter des Sachgebiets Verkehrssicherheit tätig. ]

Mit zunehmendem Alter lassen das Hörvermögen und alle Sehleistungen nach. Die Dämmerungssehschärfe geht zurück, die Blendempfindlichkeit nimmt zu. Die dynamische Sehschärfe (Sehen bewegter Objekte) verschlechtert sich, ebenso die Akkommodationsfähigkeit (nah/fern) und die Adaptationsfähigkeit (hell/dunkel). Die Wahrnehmungs- und Entscheidungszeit wird länger, wodurch auch die Reaktionszeit zunimmt.

Altersbedingte Einbußen können auch bei der Informationsverarbeitung, der Aufmerksamkeit, der Konzentrations- und Merkfähigkeit auftreten so- wie bei der Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig durchzuführen. Die Folge: Man kann sein Verhalten nicht mehr so flexibel an sich rasch verändernde, komplexe Verkehrssituationen anpassen.

Allerdings gibt es beträchtliche individuelle Unterschiede, was Ausmaß und Einsetzen dieser kognitiven und sensorischen Leistungseinbußen betrifft. Das Lebensalter eines Fahrers sagt somit für sich genommen wenig über seine Verkehrs- und Fahrtüchtigkeit aus.

Keine besondere Risikogruppe

Ältere fahren oft deutlich vorsichtiger und weniger risikobereit. Sie neigen weniger zu einem aggressiven Fahrstil und zeichnen sich durch ein höheres Maß an Gelassenheit, Erfahrung und Routine aus. Im Allgemeinen stellen sie sich auf altersbedingte Veränderungen sehr gut ein, z. B. indem sie bei beeinträchtigter Gesundheit freiwillig auf das Autofahren verzichten. Dies alles wirkt sich natürlich sehr günstig auf die Verkehrssicherheit aus.

Außerdem fahren sie seltener bei Dunkelheit und schwierigen Witterungsbedingungen. Sie meiden hohe Verkehrsdichten, fahren insgesamt weniger Auto und auch nicht so lange Strecken wie Jüngere. Sie gleichen Leistungseinbußen durch eine zurückhaltende, vorsichtige und langsame Fahrweise aus. Dadurch verschaffen sie sich mehr Zeit für Informationsverarbeitung und Reaktion. All dies trägt dazu bei, dass Senioren 65+ am Steuer keine besondere Risikogruppe darstellen. Sie verursachen weniger Unfälle mit Personenschaden als jede andere Altersgruppe.

Kein Sicherheitsgewinn durch Pflichtuntersuchungen

Dennoch besteht in weiten Teilen der Öffentlichkeit die Ansicht, dass Senioren als Autofahrer per se ein Risiko darstellen. Verstärkt durch teilweise drastische Medienberichte über Unfälle wird befürchtet, die Verkehrssicherheitslage werde sich verschlechtern, wenn mehr Ältere mit dem Auto unterwegs sind. In diesem Zusammenhang werden dann auch gelegentlich medizinisch-psychologische Pflichtuntersuchungen ab einem bestimmten Alter gefordert. In einigen europäischen Ländern, z. B. Finnland, Irland, Niederlande und Slowenien, sind diese Eignungsprüfungen ab dem 70. Lebensjahr Pflicht. In Vergleichsstudien mit Ländern ohne derartige Überprüfungen ließen sich jedoch keine Sicherheitsgewinne durch medizinisch-psychologische Pflichtuntersuchungen feststellen.

VERKEHRSSICHERHEITS-ANGEBOTE
für ältere Verkehrsteilnehmer

Aktion „Schulterblick“

Diese Kampagne des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) informiert rund um das Thema „Sichere Mobilität im Alter“. Auf der Aktionsseite im Internet findet man u. a. folgende Angebote:

  • einen Online-Test zur Überprüfung der Seh-, Hör- und Reaktionsfähigkeit
  • die Broschüre „Fit und Auto-mobil“. Sie informiert über Möglichkeiten, seine Fahrfitness zu verbessern.
  • spezielle Fahrsicherheitstrainings für Ältere. Die BGN bezuschusst die Teilnahme von Beschäftigten aus Mitgliedsunternehmen an diesen Trainings (www.bgn.de, Shortlink = 446).
  • Mehr Infos: www.bgn.de, Shortlink = 1469

Programm „sicher mobil“

Dieses DVR-Programm richtet sich an Verkehrsteilnehmer ab 50 Jahren. Es werden bundesweit Seminare (ca. 90 bis 120 Minuten) angeboten – mit Tipps und Strategien für eine sichere Verkehrsteilnahme und die Erhaltung der Mobilität im Alter. Die Teilnahme ist kostenlos. Mehr Infos: www.bgn.de, Shortlink = 1470

Weitere Programme

Auch Automobilclubs, ausgewählte Fahrschulen und die Deutsche Verkehrswacht bieten Programme für ältere Verkehrsteilnehmer an, u. a. Übungsfahrten.

Autor: Dr . Michael Geiler