Wenn der Tag schon so anfängt ...

Schnurstracks rein in die Stressfalle oder drumherum

Mist. Verschlafen. Kann das sein, dass es wirklich schon so spät ist? Jetzt aber Beeilung. Vor lauter Hektik rutschen Sie auf einem Legostein aus, den Ihr Sohn mal wieder nicht weggeräumt hat. Verärgert und leicht humpelnd springen Sie ins Auto. Die Reservelampe des Tanks erinnert Sie daran, dass Sie eigentlich gestern noch tanken wollten. Also auch noch zur Tankstelle. Das kostet noch mal 10 Minuten.

von Dr. Peri Kholghi

Endlich auf der Arbeit angekommen, erfahren Sie: Der Küchenchef ist krank. Die anderen Mitarbeiter in der Küche streiten sich, welche Speisen zuerst vorbereitet werden sollen und wer was übernimmt. Als die Reinigungskraft Sie mit den Worten empfängt: "Der Staubsauger hat den Geist aufgegeben", denken Sie: "Heute ist so ein Tag, an dem alles schief geht. Das kann ja nur stressig werden." Oder?


Eine Frage der Sichtweise

Ob wir uns durch Situationen gestresst fühlen und in welchem Ausmaß, hängt davon ab, wie wir sie wahrnehmen und wie wir sie bewerten. D. h., welche Gedanken und Gefühle wir damit verbinden, welche Einstellung wir zu diesen Situationen haben. Auf unseren konkreten Fall bezogen sind die wahrgenommenen Situationen: Ich habe verschlafen. Ich bin auf einem Legostein ausgerutscht usw. Im besten Fall sagen wir uns: O.k., ist ja nicht zu ändern. Also ruhig bleiben und trotzdem langsam machen. Im schlechtesten Fall fangen wir an, uns zu ärgern, und denken schon weiter: "Das kann ja heiter werden."

Beide Bewertungen sind Extrembeispiele. An ihnen lässt sich aber gut erkennen, dass im ersten Fall der Stress eher verringert wird. Im zweiten Fall dagegen nehmen Ärger und Stress zu. Und auch weitere negative Ereignisse scheinen geradezu wie von einem Magneten angezogen zu werden. Zurück zum konkreten Fall: Ob sich also durch Ihr Zutun die Gemüter in der Küche erhitzen oder ob Sie alle zusammen eine Lösung suchen, hängt davon ab, wie Sie Ihre bisherigen Erlebnisse wahrgenommen und bewertet haben. Haben Sie sich dadurch in eine miese Stimmung gebracht, die für den Tag nichts Gutes mehr erwarten lässt, oder sind Sie dennoch gelassen und zuversichtlich geblieben? Beides ist möglich. Und das Entscheidende: Sie können den Weg beeinflussen. Sie haben es in der Hand, wie Ihre Geschichte an diesem Tag weitergeht. Sie können beeinflussen, ob die Stimmung Ihrer Kollegen gut oder schlecht ist.


Stressreaktionen

Unter Stress macht sich unser Körper bereit, Höchstleistungen zu erbringen. Deshalb stellt er alle verfügbaren Kraftreserven bereit. Dazu gehören u. a. die Ausschüttung von Adrenalin und die Anspannung der Muskeln. Der Blutdruck steigt, das Herz schlägt schneller, der Puls beginnt zu rasen, der Atem wird schneller und flacher, Zucker und Fettreserven werden bereitgestellt. Doch in kaum einer Situation nutzen wir die mobilisierten Kräfte. Die aufgebaute Anspannung kann sich nicht entladen. Häufiger Stress kann zu Befindlichkeitsstörungen bis hin zu Erkrankungen führen. Wenn der Druck immer größer wird und wir keine Möglichkeiten zur Entspannung und Veränderung sehen, kann sich die angestaute Energie z. B. auch in Form von Aggressionen oder Gereiztheit abbauen.

STRESSMACHER
Auslöser von Stress sind oft alltägliche Bedingungen, auch Belastungen genannt. Im Arbeitsprozess gibt es eine ganze Reihe von Bereichen, in denen solche Belastungen entstehen können.
Bereich Beispiel
Belastung in ...  
> der Arbeitsaufgabe > fehlende Information
> der individuellen Arbeitsumgebung > Lärm, Hitze, enge Platzverhältnisse
> den organisatorischen Bedingungen > unklare Regelungen zur Aufgabenverteilung: Wer macht eigentlich was?
> dem sozialen Umfeld > Streitereien mit Kollegen
> den Rahmenbedingungen > Angst vor Arbeitsplatzverlust

Positiv denken

Eine wesentliche Rolle spielen auch die Gedanken und Gefühle, die wir unter hoher Anspannung haben. Denken wir: "Das werde ich nie schaffen, ich versage"? Oder denken wir: "Bleib ganz ruhig. Eins nach dem anderen"? Die Beispiele stehen für zwei ganz wesentliche Denkstrategien: Die negativ bewertende und zweifelnde und die positive, optimistische Strategie. Es liegt auf der Hand: Die negative Denkrichtung vergrößert unsere Beanspruchung. Die positive kann zwar nicht die Ursache für den Stress beseitigen. Sie kann uns aber ein wenig Luft und innere Zeit verschaffen.

Ein hohes Verantwortungsbewusstsein und ein sehr hoher Anspruch an die eigene Arbeit können zu einem erhöhten inneren Druck führen. In zahlreichen Veranstaltungen mit Unternehmerinnen und Unternehmern aus Kleinbetrieben haben Mitarbeiter der BGN festgestellt, dass gerade diese Faktoren bei Kleinunternehmern häufig zu beobachten sind. Achten Sie darauf, dass Ihre Art, die Dinge zu bewerten, nicht noch zusätzlich zu mehr Stress und innerem Druck führt.

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TIPPS ZUR STRESSVERMEIDUNG
> Planen Sie realistisch.
> Passen Sie Ihre Planung den veränderten Gegebenheiten an.
> Denken Sie positiv, suchen Sie nach Lösungen.
> Gehen Sie in kleinen Schritten vor.
> Gönnen auch Sie sich einmal eine Pause.
> Entscheiden Sie sich ganz bewusst dafür, Ihr Leben und Ihren (Arbeits-)Tag positiv zu gestalten.
> Vertrauen Sie darauf, dass Sie die Dinge meistern können und meistern werden.
> Sie haben schon viel erreicht in Ihrem Leben. Machen Sie sich Ihre eigenen Stärken bewusst.

aus: report. BGN-Nachrichten für Hotels, Gaststätten und Schausteller