In der Hitze der Nacht
Prima Klima statt dicker Luft: Wie es im Sommer in der Backstube erträglich bleibt
aus Report
Bäcker Bernd steht der Schweiß auf der Stirn. Dabei sind die Öfen gerade erst angelaufen. Trotzdem ist es schon stickig und heiß in der Backstube. Die Sommerhitze des Vortages steht noch im Raum. Dem Bäcker schwirrt der Kopf. Keiner hatte daran gedacht, früh genug kräftig durchzulüften. Gleich kommen auch noch Hitze und Dampf aus den Öfen dazu …
Jetzt noch Fenster und Türen aufzureißen und durchzulüften – damit hat Bernd schlechte Erfahrungen gemacht. Man steht im Durchzug und hat sich schnell eine Erkältung eingehandelt. Dann ist Schwitzen noch besser. Gerade im Sommer wird das Raumklima in so mancher Backstube zum Problem. Dann wird es in den Arbeitsräumen schnell noch heißer als üblich. Und das kann sich negativ auf Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter auswirken. Glücklicherweise handelt es sich dabei nicht um Dauerzustände, sondern zeitlich begrenzte Hitzeperioden. Wie können wir uns darauf einstellen? Hierzu ein paar einfache, aber wirksame Verhaltensregeln.
- Nachtabkühlung nutzen: In den Nacht- und frühen Morgenstunden liegt die Außentemperatur auch im Sommer deutlich unter 20 °C. Diese kühle Luft kann man ausnutzen, wenn Arbeiten in diesen frühen Zeiten durchgeführt werden. Auch eine gezielte Lüftung von Räumen während dieser kühlen Zeiten ist hilfreich und macht die Arbeit in den folgenden Stunden erträglicher. Die Lüftung kann über Lüftungsanlagen, aber auch über geöffnete bzw. gekippte Fenster und Türen erfolgen. Das Lüften vor Arbeitsbeginn muss im Betrieb natürlich organisiert sein.
- Sonnenschutz rechtzeitig einsetzen: Markisen und Jalousien verhindern, dass sich Arbeitsräume über besonnte Fensterflächen aufheizen. Daran denken, sie rechtzeitig, bevor es heiß wird, herunterzulassen. Außen angebrachter Sonnenschutz hält die Hitze effektiver ab als Vorrichtungen, die innen oder zwischen den Fenstern angebracht sind.
- Während der Arbeit Zugluft vermeiden: Bei Zugluft werden unbekleidete Körperpartien stark gekühlt. Je höher die Luftgeschwindigkeit und je niedriger die Lufttemperatur, desto höher ist das Zugluftrisiko bzw. Zugluftempfinden. Zugluft entsteht z. B. bei falsch positionierten oder falsch eingestellten Zuluftöffnungen. Bei kühlen Außentemperaturen auch bei geöffneten Fenstern und Türen. Wenn man die Ursache kennt, lässt sich Zugluft abstellen. Bei Luftgeschwindigkeiten unter 0,2 m/s treten in der Regel keine Zuglufterscheinungen auf.
Praxishilfe
Hintergrund-Infos und Arbeitshilfen zur Bewertung des Raumklimas enthält die DGUV Information 215-510: „Beurteilung des Raumklimas“. Sie ist explizit auf die Bedürfnisse von Kleinbetrieben zugeschnitten. > praevention@bgn.de
Wenn die Backstube schwitzt
Feuchtigkeit und Wärme sind gute Wachstumsbedingungen für Schwarzschimmel. Er tritt in der Backstube vor allem an Wandflächen auf, an denen Wasserdampf kondensiert. Schwarzschimmel an den Backstubenwänden ist ein Hygiene- und Gesundheitsproblem. Schimmelpilze können allergische Erkrankungen der Atemwege hervorrufen. Wie bekommt man das Problem in den Griff?
Nicht zu empfehlen
… sind Lösungen, die das Problem nicht an der Wurzel packen. Dazu gehören:
- Pilzhemmende Farbanstriche haben eine begrenzte Wirksamkeit und sind meist giftig.
- Wandverkleidungen mit Kunststoffpaneelen sind oft nicht dicht. Deren Hohlräume sind ideale Rückzugsräume für Schädlinge.
Auf Dauer am effektivsten ist es, die Ursache des Problems zu beseitigen. Und das ist oft eine unzureichende Wärmeisolation. Sie kann alle Außenwände betreffen oder nur die Stellen, an denen so genannte Kältebrücken auftreten. In solchen Fällen ist eine Beratung durch einen Bau-Fachmann zweckmäßig. Aufnahmen einer Infrarotkamera zeigen heute sehr genau auf, wo Mängel in der Wärmeisolation des Gebäudes vorliegen.
Wer in eigener Regie die Isolierung verbessern möchte, sollte immer bedenken: Die Isolationsschicht gehört auf die Außenwand. Dadurch wird der Taupunkt, also die Stelle, an der die Kondensation stattfindet, nach außen verlagert. Feuchtigkeit kann sich auch an Rohren und Stahlträgern niederschlagen. Das kann man durch fachgerechte Isolierung der entsprechenden Stellen verhindern.
Hilfreich gegen zu viel Feuchtigkeit in der Backstube ist eine ordentliche Durchlüftung.
Raumklima und Wohlbefinden
- Unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit bei der Arbeit werden wesentlich durch das Raumklima beeinflusst.
- In Backbetrieben prägen überwiegend Lufttemperatur und Luftfeuchte das Raumklima. Eventuell kommt Wärmestrahlung durch heiße Oberflächen hinzu.
- Wärmestrahlung von Etagenöfen können auch mittels reflektierenden Rollos von den Beschäftigten fern gehalten werden (s. Fotos).
- Idealwerte für das Raumklima (Wohlfühlklima): ca. 22 °C Lufttemperatur; 45 % relative Luftfeuchte.
- Lufttemperaturen über 26 °C bis 30 °C: Konzentrationsmangel, Leistungsabfall, Arbeitsfehler, Erschöpfung und Ermüdung nehmen zu.
- Lufttemperatur ab 30 °C / + hohe Luftfeuchtigkeit: Starkes Schwitzen; Flüssigkeits- und Salz-(Elektrolyte-)Verlust. Belastung des Herz-Kreislauf-Systems. Im Extremfall sind Hitzeerkrankungen wie Hitzeerschöpfung und Hitzekollaps möglich.
- Wer viel schwitzt, muss viel trinken: deutlich mehr als die 2 bis 2,5 Liter des normalen täglichen Flüssigkeitsbedarfs. Am besten öfter kleinere Mengen trinken. Zu empfehlen sind Mineralwasser mit wenig Kohlensäure, Kräuter- und Früchtetee, Fruchtsaft-Schorlen.
Strahlungstemperatur Rollo 46°C |
Strahlungstemperatur Ofenklappe 129°C |
geschlossenes Rollo vor dem Ofen |