Die Abteilung "Gesundheitsschutz" der BGN
Die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) ist die gesetzliche Unfallversicherung für über drei Millionen Versicherte in rund 400.000 Unternehmen dieser Branchen. Neben Rehabilitation und Entschädigung bei Arbeitsunfall und Berufskrankheit hat die BGN den gesetzlichen Auftrag zur Prävention (SGB VII, §1, §14), d. h. zur Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren. Dafür ist der Geschäftsbereich Prävention mit den Abteilungen Zentrallabor, Bildung und Organisationsentwicklung, Zentrale Anlagenberatung, Sicherheit/Technischer Aufsichtsdienst und Gesundheitsschutz zuständig.
Die Mitarbeiter dieser Abteilungen beraten die Betriebe branchenspezifisch und bedarfsorientiert zu allen Fragen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Um eine innovative und effektive Prävention zu gewährleisten, ist Präventionsforschung eine wesentliche Voraussetzung. Gesundheitsschutz zu betreiben muss in der heutigen Zeit aus technischer, medizinischer, finanzökonomischer aber auch sozialer Sicht betrachtet werden. Dies im Zusammenhang zu bewerten und Lösungsangebote zu erarbeiten ist eine Herausforderung, der sich die Abteilung Gesundheitsschutz täglich stellt.
Aufgrund der unterschiedlichen gesundheitlichen Risikofaktoren innerhalb der Branchen wurden verschiedene Arbeitsbereiche innerhalb der Abteilung Gesundheitsschutz aufgebaut. Ging es früher vorwiegend noch um den Schutz vor Berufskrankheiten, steht seit einigen Jahren die Förderung der Gesundheit im Vordergrund. Nach dem klassischen passiven Gesundheitsschutz mit seinem Schwerpunkt auf dem Minimieren von Gefährdungen und Risiken ist heute vorwiegend die Betrachtung von Gesundheitsressourcen notwendig. Dabei ist die Förderung der salutogenen Ressourcen in Kombination mit Maßnahmen der Verhaltens- und der Verhältnisprävention ein wesentlicher strategischer Aspekt.
Heute existieren bei unserer BG eine Vielzahl von Präventionsangeboten (Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von allergischen Atemwegserkrankungen, Hauterkrankungen, Erkrankungen des Stütz- und Bewegungssystems, insbesondere der Wirbelsäule, Suchterkrankungen, psychomentalen Fehlbelastungen insbesondere infolge von Stress, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lärm- oder Klimabelastungen) von denen hier nur einige beispielhaft aufgeführt werden können.
1. Prävention allergischer Atemwegserkrankungen im Backgewerbe
Das wohl bekannteste Forschungsprojekt, welches inzwischen in ein reguläres Präventionsverfahren der BGN überführt werden konnte, ist die Ursachenanalyse und Risikobewertung für die Entstehung oder Verschlimmerung allergischer Atemwegserkrankungen im Backgewerbe (Bäckerasthma / Bäckerschnupfen).
Intensive Forschungsarbeit durch Ärzte, Biologen, Chemiker, Physiker, Techniker, Psychologen u. a. macht es heute möglich, dass bereits erkrankte Versicherte, die eine Berufsaufgabe zur Meidung der auslösenden Allergene nicht realisieren können oder wollen, unter bestimmten medizinisch und technisch kontrollierten Bedingungen am Arbeitsplatz verbleiben können.
Durch Untersuchungen in der Backstube des erkrankten Bäckers zu technischen und klinischen Parametern können den Betroffenen bzw. deren Arbeitgebern nicht nur allgemeine Hinweise, sondern ganz gezielte und auf den jeweiligen Arbeitsplatz zugeschnittene Präventionsempfehlungen gegeben werden.
Die Betroffenen werden zu einer speziellen Asthmaschulung eingeladen, die im Vergleich zu herkömmlichen Asthmaschulungen das Krankheitsbild im Zusammenhang mit den Besonderheiten des individuellen Arbeitsplatzes betrachtet, wie z.B. die Verringerung der berufsbedingten Auslösefaktoren.
Die weitere medizinische Betreuung erfolgt durch den Lungenfacharzt. Eine Kontrolle des Krankheitsverlaufs mit Bezug auf die Bedingungen am Arbeitsplatz erfolgt in regelmäßigen Abständen durch Ärztinnen und Ärzte in den Branchensprechstunden der Abteilung Gesundheitsschutz. Zunehmend nutzen auch gesunde Bäcker, Berufsanfänger oder engagierte Arbeitgeber diese Sprechstunden, um sich bereits vor/bei Entstehung erster Krankheitszeichen, zu möglichen Schutzmaßnahmen zu informieren.
Durch das Präventionsprogramm ist es der BGN gelungen, schwere Atemwegserkrankungen deutlich zurückzudrängen und Frühfälle rechtzeitig zu erfassen, Bäckerasthmafälle insgesamt bundesweit zu reduzieren, bestehende Arbeitsplätze zu erhalten und dabei sogar Kosten einzusparen.
BGN-Themenseite „Mehlstaub, Bäckerasthma und Bäckerschnupfen“
2. Prävention von berufsbedingten Hauterkrankungen
Aufgrund häufiger Hauterkrankungen bei Beschäftigten in der Nahrungsmittelbranche ist eine Intensivierung der Präventionsforschung auf dem Gebiet berufsbedingter Hauterkrankungen in den letzten Jahren immer stärker in den Blickpunkt der Abteilung Gesundheitsschutz getreten.
In Zusammenarbeit mit erfahrenen Hautärzten laufen Untersuchungen mit dem Ziel, die berufsbedingten Handekzeme in ihrem Entstehungsmechanismus insbesondere im Nahrungsmittelgewerbe intensiver zu erforschen, um dadurch effektive Vorbeugemaßnahmen zu etablieren.
Dabei zeigte sich, dass vor allem Handekzeme durch Überforderung und Abnutzung der Haut im Mittelpunkt stehen. Allergische Hauterkrankungen treten zwar auf, sind aber weniger häufig. Einer Überforderung oder Abnutzung der Haut kann vorgebeugt werden.
Deshalb bieten die Mitarbeiter des Gesundheitsschutzes den betreuenden Betriebsärzten, den Berufsschulen, aber auch Betrieben und natürlich bereits erkrankten Beschäftigten umfassende Information und Schulungen an, um schwere und chronische Erkrankungen zu verhindern und dadurch letztendlich den Verbleib am Arbeitsplatz zu ermöglichen.
Hautschädigende Substanzen zu erkennen, Austauschprodukte zu finden, Vorurteile gegenüber Hautschutzprodukten abzubauen, die richtige Auswahl des Hautschutzes für den Lebensmittelsektor zu treffen, die richtige Anwendung und Handhabung von Hautschutzprodukten zu kennen, arbeitsorganisatorische und verhaltenspräventive Maßnahmen einzusetzen, Hygieneanforderungen dabei zu realisieren und vieles mehr sind Aufgaben, die für den betroffenen aber auch für den gesunden Arbeitnehmer und Arbeitgeber oftmals schwer zu lösen sind.
Hierzu hat sich die Abteilung Gesundheitsschutz einen großen Erkenntnisstand erarbeitet und bietet individuelle Beratung für Mitarbeiter und Verantwortliche an.
BGN-Themenseite Hautschutz und Wissen kompakt: Hautschutz/Hautbelastungen
3. Prävention von Lärmschwerhörigkeit
Lärmbelastungen sind heutzutage nicht nur ein berufliches, sondern auch ein gesamtgesellschaftliches Problem. Die Lärmschwerhörigkeit ist eine langsam fortschreitende, oftmals erst recht spät bemerkte, nicht heilbare Zerstörung von Hörzellen im Innenohr, die ab einem bestimmten Stadium den Betroffenen in vieler Hinsicht an der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben hindert.
Berufliche Lärmbelastungen zu reduzieren ist ein Ziel, das vor allem durch technische Lösungen wie z.B. Einhausungen oder Kapselungen realisiert werden muss. Hier bemüht sich die BGN um enge Zusammenarbeit mit den Maschinenherstellern. Es gibt aber auch Lärmbereiche, die sich technisch (noch) nicht vermeiden lassen, so dass die Beschäftigten durch das Tragen von Gehörschutz die Entstehung einer Lärmschwerhörigkeit verhindern müssen.
Doch leider wird dies häufig aus verschiedenen Gründen nicht konsequent umgesetzt. Deshalb sind Untersuchungen zur Hörfähigkeit für lärmbelastete Arbeitnehmer eine wichtige Vorsorge. Mit den Forschungsgruppen und den wachsenden wissenschaftlichen Erkenntnissen, den Erfahrungen der Lärmsprechstunde, der technischen Kompetenz des Technischen Aufsichtsdienstes der BGN zur Lärmminderung, erarbeitet die Abteilung Gesundheitsschutz ein effizientes interdisziplinäres Lärmpräventionsprogramm für die versicherten Betriebe mit Lärmbelastung.
Wissen kompakt: Lärm und Vibrationen
4. Prävention von Wirbelsäulenerkrankungen
Schmerzen der Lendenwirbelsäule aufgrund bandscheibenbedingter Erkrankungen sind weit verbreitet und haben ein komplexes Ursachengefüge. Arbeitsspezifische körperliche Belastungen wie langjähriges Heben und Tragen schwerer Lasten oder häufiges Arbeiten in extremer Rumpfbeugehaltung können zur Entstehung und/oder Verschlimmerung beitragen. Die BGN bietet Ihnen bei Verdacht auf das Vorliegen einer berufsbedingten Erkrankung der Lendenwirbelsäule sowie auch zur Prävention die Teilnahme an einem Therapieprogramm im Zentrum für Bewegungstherapie (ZfB) in Erfurt an.
Ziele
Durch ein breit gefächertes Therapieprogramm mit theoretischen und praktischen Inhalten sollen Sie in die Lage versetzt werden, besser und eigenverantwortlich mit Ihren Beschwerden umzugehen. Dabei setzen wir auf die Verbesserung der muskulären Situation, Steigerung der körperlichen Belastbarkeit in Beruf und Alltag sowie das Erlernen rückenschonender Verhaltensweisen. Ergonomische Arbeitstechniken unter Berücksichtigung der individuellen Anforderungen des Arbeitsplatzes stehen im Vordergrund.
Informationen zum Ablauf der Therapiemaßnahme, zur Kostenübernahme sowie Zugangsvoraussetzungen
Weitere Präventionsangebote der BGN zu Muskel-Skelett-Erkrankungen: BGN-Themenseite Rückengesundheit.