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Branchenwissen

Herzschrittmacher und Defibrillatoren im Umkreis elektromagnetischer Felder

Wissen kompakt

Elektromagnetische Felder können Herzschrittmacher und Defibrillatoren beeinflussen und stören. Ob für einen Implantatträger in seinem Arbeitsumfeld Gefährdungen durch elektromagnetische Störfelder bestehen, lässt sich nur mit Messungen entscheiden. Die BGN hilft, wie im nachfolgenden Fall.

Thomas hat schwere Zeiten hinter sich, als er nach vier Monaten wieder an seinen Arbeitsplatz in der Produktion eines Nahrungsmittelunternehmens zurückkehren will. Aufgrund massiver Herzprobleme hatte man ihm einen Defibrillator implantiert.

Nach Krankenhaus- und Reha-Aufenthalt freut sich der 50-Jährige auf seine Arbeit und die Kolleginnen und Kollegen. Und dann die Nachricht: Um mögliche Risiken für den Implantatträger durch elektromagnetische Felder auszuschließen, möchte der Arbeitgeber ihn fortan in der Verwaltung einsetzen. Büroarbeit für einen Praktiker? Für Thomas  ist das undenkbar.

Doch als man ihn im Personalbüro gefragt hatte: „Was ist, wenn Ihr Implantat durch elektromagnetische Felder gestört wird? Und was passiert, wenn Sie auf der Leiter stehen und Ihr Defibrillator gibt einen Schock ab?“, wusste Thomas keine Antwort. An mögliche Probleme hatte er bisher nicht gedacht.

Wie aktive Implantate auf Störsignale reagieren

Die Bedenken des Arbeitsgebers sind berechtigt. Doch vorab eine vorsichtige Entwarnung: Aktive Implantate (Herzschrittmacher und Defibrillatoren) sind nicht so empfindlich, dass jedes elektromagnetische Feld sie stören kann. Gibt es in der Arbeitsumgebung dennoch starke elektromagnetische Felder, die das Implantat stören können, hilft oft schon eine einfache Schutzmaßnahme: den Abstand zur Störquelle vergrößern.

Wie problematisch eine Störung werden kann, hängt von der Art des Implantats ab und auch davon, wie intensiv der Träger auf die Unterstützung durch das Implantat angewiesen ist.

Herzschrittmacher reagieren anders auf elektromagnetische Felder als Defibrillatoren. Herzschrittmacher sind in der Lage, bestimmte Störsignale von außen als solche zu erkennen. Sie reagieren dann mit Stimulationsimpulsen, die die Ärtzin oder der Arzt für diesen Fall festgelegt hat. Im Idealfall merkt der Implantatträger nichts. In seltenen Fällen kann aber auch eine kritische Situation auftreten.

Was aber passiert, wenn der Herzschrittmacher eine äußere Störung nicht als solche erkennt? Dann versucht er, seine Stimulation an das Störsignal anzupassen. Mögliche Folgen können Übelkeit, aber auch gravierendere Verläufe sein.

Der Defibrillator reagiert auf erkannte äußere Störimpulse anders: Er deaktiviert alle Therapiefunktionen (Inhibition). Hält er die Störungen für das Herzsignal, kann er falsche Therapien abgeben.

GUT ZU WISSEN

Die am häufigsten vorkommenden aktiven Implantate sind der Defibrillator (ICD– Implantierbarer Cardioverter-Defibrillator) und der Herzschrittmacher (HSM oder PM – Pace-Maker). Immer mehr Menschen sind im Laufe ihres Arbeitslebens auf solche Hilfsmittel angewiesen.

Mögliche Störquellen

In der Nahrungsmittelherstellung und Getränkeindustrie sind es vor allem die statischen und niederfrequenten Magnetfelder, insbesondere die energietechnische Frequenz 50 Hz, die eine Störung des Implantats hervorrufen können. Darüber hinaus muss immer dort, wo gezielt elektromagnetische Felder eingesetzt werden, genau hingeschaut werden. Das  ist z. B. bei Induktionsheizungen zum Verschweißen der Fall, aber auch bei Induktionsherden in Großküchen.

Besonderes Augenmerk erfordern auch statische Magnetfelder. Sie werden oft durch Permanentmagnete erzeugt. In der Nahrungsmittelindustrie werden Permanentmagnete zur Abscheidung ferromagnetischer Metalle eingesetzt. Außerdem enthalten spezielle elektrische Antriebe starke Permanentmagnete.

Hohe Ströme verursachen große Störfelder. Jedoch sind große elektrische Antriebe oft deutlich unkritischer als kleine. Die Abnahme der Feldstärke über den Abstand r kann zwischen 1/r und 1/r3 liegen. Eine Abschätzung der Störstrahlung ist daher sehr schwierig.

Arbeitgeber, die ihrer Sorgfaltspflicht genügen wollen, ermitteln die kritischen Stellen im Arbeitsumfeld des Implantatträgers. Sie veranlassen eine Messung der elektromagnetischen Felder.

Messgerät für elektromagnetische Felder zwischen 1 Hz und 400 kHz

Messgerät für elektromagnetische Felder zwischen 1 Hz und 400 kHz

BGN-Messungen identifizieren kritische Stellen

Thomas Arbeitgeber wandte sich zur Klärung möglicher Gefahren für den Implantatträger an die für sein Unternehmen zuständige Aufsichtsperson der BGN. Ein Experte  führte daraufhin kurzfristig Messungen an allen Arbeitsmitteln im Umfeld von Thomas Arbeitsplatz durch. Eingebunden waren die Fachkraft für Arbeitssicherheit, Thomas und sein Vorgesetzter.

Der Messbericht der BGN enthält alle gemessenen Werte, weist die kritischen Bereiche aus und gibt Empfehlungen für die zu treffenden Maßnahmen. In Thomas Arbeitsumfeld gibt es zwei kritische Stellen. Für sie wurde ein Sicherheitsabstand festgelegt. Außerdem soll Thomas auf eine Tätigkeit verzichten. Er ist erleichtert. Er kann seine bisherige Arbeit ohne nennenswerte Einschränkungen wie gewohnt fortsetzen. An die Sicherheitsabstände an den kritischen Stellen und die Tätigkeitseinschränkung muss er nicht erinnert werden. Darauf achtet er aus eigenem Interesse.

von: Klaus-Dieter Pohl 

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