Wie kommt es zu einem Unfall an einer Maschine oder Anlage? Beispiele und wie man diese Unfallursachen bekämpfen kann, sind hier zusammengestellt.
Unfall am Teigteiler
An der Lichtschranke zur Überwachung und Steuerung vom Teigabfluss aus dem Trichter einer Kopfmaschine hatten sich Teigreste verklebt. So funktionierte die Teigzufuhr nicht mehr ordnungsgemäß (Auslösen der am Trichter angeordneten Lichtschranke). Ein Mitarbeiter wollte die Teigreste manuell entfernen.
Er hat die Maschine nicht, wie vorgeschrieben, stillgesetzt und auch den Teigtrichter nicht, wie für Reinigungsmaßnahmen vorgeschrieben, aus der Linie herausgefahren.
Stattdessen ist er auf den Deckel eines nebenstehenden Restteig-Containers gestiegen, um so auf Arbeitshöhe zur Lichtschranke zu gelangen. Dabei verkürzte er den vom Maschinenhersteller vorgegebenen Sicherheitsabstand zur Gefahrstelle und konnte bis unter den Teigtrichter greifen.
Mit der Hand entfernte er zunächst die Teigreste von der Lichtschranke und wollte dann die Teiganhaftungen an den Führungsschienen unterhalb des Teigtrichters entfernen. Als er mit der Hand an der Lichtschranke vorbeikam, setzte er jedoch die Sternwalzen zur Abtrennung des Teigstranges in kleinere Stücke in Bewegung.
Er befand sich mit Ring- und Mittelfinger seiner rechten Hand noch im Einzugsbereich der Sternwalze und wurde entsprechend erfasst. Dabei wurden ihm ein Glied des Mittelfingers und die Fingerspitze des Ringfingers abgetrennt.
Maßnahmen: Ähnliche Unfälle präventiv verhindern
Unfalldiskussion und Unterweisung mit Beschäftigten und Linienführern im Bereich der Kopfmaschinen
Beseitigung von Anreizen zum Aufstieg zu Gefahrenbereichen
Weiterführende Informationen
Verschiedene technische Maßnahmen zur Risikominderung und deren technische Umsetzung sind detailliert in der „FBNG-015: Sicherheit an Brot-Teigteilmaschinen durch Nachrüsten einer Schutzeinrichtung am Einfülltrichter“ beschrieben.
Keine PSA getragen: Schnittschutzhandschuhe
Ein Angestellter wollte die Formrolle aus der Maschine zum Formen von Gebäck ausbauen. Dabei ist er mit der Hand an das fest verbaute Messer gekommen. Er erlitt eine Schnittverletzung und mehrere Sehnen wurden durchtrennt. Er hatte keine Schnittschutzhandschuhe getragen.
Maßnahmen: Ähnliche Unfälle präventiv verhindern
Gefährdungsbeurteilung anpassen
nötige PSA (Persönliche Schutzausrüstung, hier: Schnittschutzhandschuhe) bereitstellen
Weiterführende Informationen
Weitere Informationen gibt es auf der Themenseite Gefährdungsbeurteilung zum Nachlesen.
Zweihandschuhe umgangen
Eine Mitarbeiterin verschließt Wurstgläser an der Verschlussmaschine. Die Maschine hat einen Zweihandbetrieb, wodurch sich die Hände während des Verschließens zwangsläufig außerhalb des Gefahrenbereiches befinden.
Dennoch verletzte sich die Mitarbeiterin an dieser Maschine einen Finger so, dass es an der Fingerkuppe zu knöchernen Absprengungen kam. Die Mitarbeiterin bediente die Maschine gemeinsam mit einem Kollegen, um die Aufgabe schneller zu erledigen.
Maßnahmen: Ähnliche Unfälle präventiv verhindern
Unterweisung zu allen Tätigkeiten durchführen und regelmäßig wiederholen
alle Gefährdungen in der Gefährdungsbeurteilung dokumentieren
Betriebsanweisung erstellen
Weiterführende Informationen
Mehr zur Gefährdungsbeurteilung, Unterweisung und Betriebsanweisung wird auf unseren Themenseiten zusammengefasst. Für die Betriebsanweisungen gibt es dort auch Mustervorlagen, die an die Gegebenheiten im Unternehmen angepasst werden können.
Defekter Schalter
Ein Mitarbeiter wollte grob zerkleinertes, gekühltes Fleisch mit Hilfe eines Automatenwinkelwolfs fein zerkleinern. Er öffnete das Schutzgitter und gab die grob zerkleinerten Fleischstücke in den Trichter der Maschine. Anschließend schaltete er sie ein, so dass die Fleischteile mit Hilfe des Mischarmes und der Zufuhrschnecke zum Fleischwolf gefördert wurden.
Da der Schutzschalter des Schutzgitters defekt war, ließ sich die Maschine auch bei geöffnetem Schutzgitter betreiben.
Bei der Förderung der Fleischteile blieb ein Fleischteil an der Trichterwand hängen und wurde weder vom Mischarm noch von der Zuführschnecke erfasst. Der Mitarbeiter griff daraufhin bei geöffnetem Schutzgitter mit dem Arm in die laufende Maschine, um das hängengebliebene Fleischteil zur Zuführschnecke nachzuschieben.
Dabei wurde sein Arm erfasst und zwischen Trichterwand und Mischarm eingequetscht. Geistesgegenwärtig bemerkte ein anderer Mitarbeiter im Raum den Unfall und schaltete den Wolf ab. Möglicherweise wurde dadurch eine Amputation des linken Armes verhindert. Er zog sich eine offene Unterarmfraktur zu.
Die Maschine wurde nach dem Unfall bis zur Instandsetzung durch eine Elektrofachkraft stillgesetzt. Denn wenn bei Ausfall einer Sicherheitsfunktion alternative Maßnahmen nicht ein gleichwertiges Sicherheitsniveau gewährleisten, dürfen Maschinen nicht betrieben werden.
Maßnahmen: Ähnliche Unfälle präventiv verhindern
Defekte schnellstmöglich reparieren, wenn es länger dauert: Mitarbeitende entsprechend unterweisen, sodass sicheres Arbeiten trotzdem möglich ist
Wenn sicheres Arbeiten nicht möglich ist: Maschine nicht betreiben
Weiterführende Informationen
Mehr Informationen zum Thema Manipulation von Schutzeinrichtungen und Praxishilfen zur Lösung des Problems gibt es auf stop-defeating.org.
GUT ZU WISSEN
Betriebe, in denen das Manipulationsverbot zur Chefsache gemacht wurde und, die das Verbot in ihren betrieblichen Leitlinien/Leitsätzen verankert haben, erhalten dafür Punkte beim BGN-Prämienverfahren.
Schnittverletzung an einer Bandsäge
Ein Metzgermeister hat Schweine-Kotelett-Rippen an der Bandsäge für den Verkauf gesägt. Diese Tätigkeit wird regelmäßig ca. 2–3 mal die Woche im Betrieb durchgeführt.
Eine Kotelett-Rippe hatte sich zwischen Andrückerunterseite und Zufuhrtisch verklemmt. Diese Störung wollte der Metzgermeister bei laufender Bandsäge durch Umgreifen hinter das Sägeblatt und durch Ziehen an dem verklemmten Kotelett-Rippchen beseitigen.
Dabei ist er abgerutscht und in den Gefahrenbereich der Bandsäge geraten. Infolge des Abrutschens und der nicht stillgesetzten Bandsäge geriet sein Daumen in den Schnittbereich der Säge, was zu einer Schnittverletzung mit Daumenendgliedfraktur führte.
Maßnahmen: Ähnliche Unfälle präventiv verhindern
Unterweisung zur Störungsbeseitigung nur bei abgeschalteter Maschine
Unterweisung zur richtigen Verwendung von Andrücker und Sägeblattschutz
Unterweisung zur Kontrolle der Umgebungsbedingungen (Licht, Aufstellung, Ablenkungen…)
Weiterführende Infos
GUT ZU WISSEN
Für den Einsatz einer stationären Bandsäge mit den neuen Schutzsystemen „Kamera-System“ (optische Überwachung des Gefahrenbereiches um das Sägeband) und „Kurzschluss-System“ (Bediener ist elektrisch leitend mit der Bandsäge verbunden) gibt es Punkte im Prämienverfahren.
