Erstunterweisungen und Wiederholungsunterweisungen unterscheiden sich in ihrer Zielsetzung, Planung und Durchführung. Sie setzen bei unterschiedlichen Erfahrungen der Beschäftigten an:
Beschäftigte, die neu im Unternehmen sind bzw. Tätigkeiten zum ersten Mal ausüben, müssen anders unterwiesen werden als Beschäftigte, die bereits mehrere Jahre am selben Arbeitsplatz tätig sind.
Nachfolgende Übersicht listet die unterschiedlichen Ziele und Methoden auf.
Erstunterweisung | Wiederholungsunterweisung |
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Grundlage sowohl für die Erstunterweisungen als auch für Wiederholungsunterweisungen sind die Regeln des Betriebes – also die Betriebsanweisungen. Sie werden jedoch bei der Erst- und Wiederholungsunterweisung unterschiedlich dargestellt und übermittelt.
Der Lernerfolg hängt davon ab, wie viel behalten wird.
Tipp: Nutzen Sie mehrere Eingangskanäle und aktivieren Sie die Beschäftigten.
Eingangskanäle | Wie viel behalten wird |
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hören | 20 Prozent |
sehen | 30 Prozent |
hören + sehen | 50 Prozent |
selbst sagen | 70 Prozent |
aktiv mitdenken | 80 Prozent |
selbst tun/handeln | 90 Prozent |
Wie können die unterschiedlichen Sinneskanäle aktiviert werden?
Hören: dem Unterweiser zuhören
Sehen: Bilder, Filme, Handlungen vormachen
Sprechen: auf Fragen der unterweisenden Person antworten
Aktives Mitdenken: eigene Ideen für Lösungen suchen
Selbst tun/handeln: die Handlung selbst ausführen/ausprobieren
Eine wirkungsvolle Unterweisung spricht alle Sinne der Beschäftigten an. Nutzen Sie mehrere Lernformen und Eingangskanäle. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Unterwiesenen sich erinnern und die Unterweisungsinhalte umsetzen.
Folgende Tipps helfen, die Unterweisungsinhalte effektiv zu gestalten:
Inhalte begrenzen und gut gliedern
Achten Sie darauf, dass die Informationen überschaubar bleiben. Sonst sind die Unterweisungsteilnehmer schnell überfordert. Hier gilt: Weniger ist mehr.
Wenn die Beschäftigten viele Einzelinformationen brauchen, vermitteln Sie diese am besten in kleineren Einheiten über mehrere Unterweisungstermine verteilt.Beispiel: Das Thema „Sicherer Umgang mit Leitern“ lässt sich in diese Kurzeinheiten aufteilen: Umgang mit Leitern / Aufstellen von Leitern / Nutzung von Leitern / Spezielle Situationen im Umgang mit Leitern / Transport von Leitern / Lagerung von Leitern.Hintergründe erklären
Erklären Sie die Gefahren, Zusammenhänge und Konsequenzen von Verhaltensweisen. Nur wer die Bedeutung der Sicherheitsregeln verstanden hat, wird sie akzeptieren und anwenden.W-Fragen stellen
Bei bloßem Zuhören bleibt das Gedächtnis passiv. Damit es Informationen speichert, muss es aktiv werden. Aktivieren Sie das Gedächtnis Ihrer Zuhörer mit Fragen zum Thema. Über das Fragen setzen sich die Beschäftigten aktiv mit dem Thema auseinander. Fragen wirken motivierend und erhöhen zudem die Bereitschaft, Regeln zu akzeptieren und umzusetzen.Wesentliches wiederholen oder zusammenfassen
Je wichtiger eine Information ist, desto häufiger sollte sie wiederholt werden. Wiederholtes Ansprechen einzelner Aspekte verstärkt ihre Bedeutung und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Inhalt behalten wird.Verschiedene Sinne ansprechen / wesentliche Aspekte selbst ausprobieren / vormachen lassen
Belassen Sie es nicht beim reinen Erklären der Arbeitsschutzinformationen und Verhaltensregeln. Führen Sie sie praktisch vor oder nutzen Sie Bilder oder Filmsequenzen. Und lassen Sie die Beschäftigten korrektes Verhalten selbst ausprobieren und üben. Informationen müssen gehört, gesehen und möglichst angefasst werden. Je mehr Sinne Sie bei ihren Zuhörern aktivieren, desto mehr wird das Übermittelte „begriffen“.
Unterweisungen müssen generell so gestaltet sein, dass die Inhalte verstanden werden. Das kann bedeuten, dass eine Unterweisung in der Muttersprache der Beschäftigten durchgeführt werden muss – auch wenn die Betriebssprache Deutsch ist. Die Aufbereitung in einer Fremdsprache erfordert mehr Zeit und Engagement – insbesondere wenn fremdsprachliche Beschäftigte an Arbeitsplätzen mit besonderen Gefahren eingesetzt sind. Eine sorgfältige Einweisung und Unterweisung sind ein Schlüssel für gute Präventionsarbeit.
Nachfolgend ein paar Tipps, was Sie bei der Gestaltung von Unterweisungen für Beschäftigte mit Migrationshintergrund berücksichtigen sollten:
Einfache Sprache
Kurze Sätze, einfache Wörter, Erklärung von Fachbegriffen – das sind die Regeln für einfache Sprache. Weitere Tipps zu einfacher Sprache und zur Gestaltung von Betriebsanweisungen in einfacher SpracheWiederholungen
Mehrfach langsames Wiederholen von Sicherheitshinweisen kann helfen, dass die Inhalte besser verstanden werden. Durch gezieltes Nachfragen können Wissenslücken erkannt werden.Einsatz verschiedener Medien
Mit bebilderten Medien, Piktogrammen und Videos lassen sich Inhalte verständlicher darstellen. Nutzen Sie z. B. die mit Comiczeichnungen aufbereiteten Unterweisungskurzgespräche der BGN zu verschiedenen Arbeitsschutzthemen. Weitere UnterweisungshilfenMehrsprachige Materialien
Viele Unternehmen haben inzwischen eigene Unterweisungsmaterialien zu den wesentlichen Gefährdungen in den Hauptsprachen der Beschäftigten erstellt.Beschäftigte als Dolmetscher
Häufig gibt es in Betrieben Beschäftigte, die bei der Übersetzung von Inhalten vermitteln können. Dabei muss jedoch beachtet und kontrolliert werden, ob die Inhalte durch die Übersetzer richtig vermittelt werden. Auch der Einsatz professioneller Dolmetscher oder die Nutzung ehrenamtlicher Dolmetscher aus Kulturvereinen ist möglich.Dolmetscher nutzen
Häufig gibt es im Betrieb Beschäftigte, die Unterweisungsinhalte vom Deutschen in ihre Muttersprache übersetzen können. Betriebe können auch auf professionelle Dolmetscher oder ehrenamtliche Dolmetscher aus Kulturvereinenzurückgreifen. Allerdings muss in jedem Fall kontrolliert werden, ob die Inhalte richtig übersetzt wurden.Learning by Doing
Sicheres Verhalten praktisch einüben (siehe oben "Tipps zur Gestaltung von Unterweisungen") ist meist die beste Vorgehensweise, dass Inhalten behalten werden.Paten einsetzen
Neue Mitarbeiter sind nach der Erstunterweisung oft in vielen Punkten noch unsicher und es ergeben sich noch Fragen. Hier ist es hilfreich, ihnen einen Paten an die Seite zu stellen. Solch kollegiale Unterstützung kann die Hemmschwelle senken, dass Fragen und Unsicherheiten noch besprochen werden.
Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben häufiger einen Arbeitsunfall als andere Beschäftigtengruppen. Die Gefahren der neuen Tätigkeit sind ihnen oft noch nicht bewusst.
Sie müssen viele neue Eindrücke verarbeiten und ihre neuen Aufgaben richtig umsetzen. Einzelne Gefahren, die von einer Tätigkeit ausgehen, können sie meist noch nicht detailliert erfassen. Je nach Berufserfahrung kenne sie zwar das eine oder andere Thema, allerdings meist nicht detailliert genug – insbesondere was mögliche Gefahren angeht. Hier gilt es, die neuen Beschäftigten zielgerichtet und schrittweise an die Regeln und Vorgehensweisen im Betrieb heranzuführen.
Achten Sie bei der Einführung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf eine offene und positive Atmosphäre, in der Fragen, Unklarheiten und Probleme angesprochen werden können. Ermutigen Sie sie, sich Hilfe zu holen und Fragen zu stellen. Dies kann z. B. mit Hilfe von Paten, die ihnen zur Seite gestellt werden, erleichtert werden.
Siehe auch:
Arbeitssicherheitsinformation der BGN "Neu im Unternehmen" (ASI 0.70)
Broschüre der BG RCI: Betriebsneulinge – Ein Leitfaden für Unternehmer und Unternehmerinnen sowie Führungskräfte
Eine gute Beziehung herstellen: Wer anderen etwas zutraut wird gehört. Eine positive Einstellung zu den Teilnehmenden ist die Grundvoraussetzung für erfolgreiche Unterweisungsgespräche. Den Beschäftigten das richtige Verhalten zuzutrauen und es als wertvoll für die Arbeit zu sehen ist die Grundlage für gute und effektive Gespräche. Wer ein solches Gespräch mit einem freundlichen Wort oder einer zugewandten Geste beginnt, hat meist das Eis gebrochen. Widerstände gegen einzelne Verhaltensregeln nehmen dann oft ab.
Beschäftigte aktiv einbeziehen
Wer für den Arbeitsschutz engagierte Beschäftigte haben möchte, muss sie aktiv in das Unterweisungsgespräch einbeziehen. Auch wenn ihre Vorstellungen, Ideen oder Vorschläge nicht immer vollends umgesetzt werden können, so liefern sie dennoch den ein oder anderen guten Ansatz, der weiterverfolgt werden sollte. Gemeinsam überlegen, wie die Arbeit sicherer und gesundheitsgerechter gestaltet werden kann, schafft Vertrauen. Nur wer aktiv mitgestaltet, denkt auch aktiv mit und das wiederum ist die Grundlage für ein verantwortungsvolles Sicherheits- und Gesundheitsverhalten.Anerkennung geben
Anerkennung sollte nicht nur gedacht sondern unbedingt gesagt werden. Menschen zu sagen, dass ihre Ideen und Vorschläge gut und wichtig sind, öffnet Türen. Die Anerkennung sollte sich nicht auf die Person als solche, sondern auf ihr sicheres und gesundheitsgerechtes Arbeitsverhalten beziehen. Jeder wird gerne gelobt; positive Rückmeldungen motivieren und verstärken korrektes Arbeitsverhalten.Vorteile sicheren Verhaltens herausstellen
Welchen persönlichen Vorteil hat sicheres Verhalten für jeden Einzelnen? Was haben die Beschäftigten davon, wenn sie sich an die Sicherheitsregeln halten? Es ist Aufgabe von Führungskräften, die Bedeutung und Vorteile eines gut umgesetzten Arbeitsschutzes herauszustellen: die Vorteile für jeden Einzelnen und die Vorteile für den Betrieb. Verbesserungen müssen immer so gestaltet und kommuniziert werden, dass sie für alle ein Gewinn sind
Qualität und Wirkung einer Unterweisung werden durch die Wahl der Methoden und Medien bestimmt.
Unterweisungen werden unterschieden nach:
Methoden: z. B. Vortrag, Lehrgespräch, Gruppendiskussion, Kurzunterweisung in Gruppen, Workshop, Gruppenübungen, Gruppenarbeit, Ideen-Treffen
Medien: z. B. Maschinen, Arbeitsmittel, Power-Point-Präsentation, Fotos, Filme, BGN-Unterweisungskurzgespräche, Flipchart, Lernplattform, Quiz, Betriebsanweisung
Sozialform: z. B. Einzelpersonen, Kleingruppen, Großgruppe, digital
Je nach Zielsetzung und Gruppengröße können Methoden und Medien unterschiedliche kombiniert werden. Sie haben Einfluss darauf, wie aktiv die Beschäftigten sich bei der Unterweisung einbringen.
Siehe auch: Beispiele zum Methoden- und Medieneinsatz
TIPP: Nutzen Sie das Seminarangebot der BGN zum Thema "Unterweisung"